Eine oder auch zwei Wochen vor dem 6. Dezember haben wir einfach wieder Werner gefragt. Werner war ein stattlicher Zeitgenosse mit einem echten Rauschebart im Gesicht und einer prächtigen Bassstimme. Werner hat immer ja gesagt und für unsere Kinder den Nikolaus gegeben. Selbstverständlich im roten Kostüm und mit weißen Handschuhen über den Fingern. Den Kindern hat's gefallen, vor allem das, was sie aus dem gut gefüllten Sack bekommen haben. Und auch Werner hat sich nie beklagt, obwohl er, wenn die Kinder dann im Bett waren, in Wartenberg immer Pfälzer Saumagen mit Kraut essen musste.
Seit zwei Tagen schlägt uns jetzt deshalb das schlechte Gewissen. Nicht wegen des Saumagens, sondern weil wir unserem hoffnungsvollen Nachwuchs einen Nikolaus vorgesetzt haben, dem alles fehlte, was zum Mimen des heiligen Mannes notwendig gewesen wäre. Denn um wirklich das zu verkörpern, was den Nikolaus ausmacht, braucht es eine Ausbildung, deren Abschluss mit einem persönlichen Nikolaus-Zertifikat besiegelt wird. Die Unterweisung findet im Bildungszentrum der Erzdiözese München und Freising Kardinal-Döpfner-Haus statt, gleich zwei Experten nehmen den Nikolaus-Rohling und schleifen ihn zur Nikolaus-Koryphäe. Das Ganze ist ein Schnäppchen - gerade mal 25 Euro kostet der Kurs, der von 9.30 bis 17 Uhr am Tag der Deutschen Einheit stattfindet, Jugendliche bis 25 zahlen gar nur deren fünf.
Das Angebot gilt für Anfänger, aber auch für Fortgeschrittene. Also auch für Leute wie Werner. Der kann sich nicht mehr weiterbilden, der kann auch nicht mehr den Nikolaus für Arme spielen. Werner ist nicht mehr. Sonst hätten wir ihm dringend empfohlen, Infos zur Nikolaus-Schule anzufordern. Anmeldung und kostenfreies Vorbereitungsmaterial gibt es unter: www.nikolausaktion.org.