Mitten in Wartenberg:Der Fluch des Bründlhofs

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Jean-Luc Garnier hat bei seinem Auszug in die Auvergne den Wartenberger Bründlhof offenbar mit einem Fluch belegt

Von Wolfgang Schmidt

Jean-Luc Garnier hat bei seinem Auszug in die Auvergne den Wartenberger Bründlhof offenbar mit einem Fluch belegt. Nie mehr solle nach ihm, dem französischen Sternekoch, ein anderer Erfolg mit dem Kochlöffel haben, wird er im Zorn gesagt haben, als er zum letzten Mal den Klinikberg hinunterfuhr. Gut, die ihr Kochglück danach versucht haben, waren nicht gerade die größten Koryphäen ihres Fachs. Da gab es als ersten eine Wirtshauskette, die das, was sie fabrizierte, für "sakrisch guad" hielt und gleich mehrere Unterpächter verschliss, bis der einstige Ruf kräftig verbrannt war. Wir erinnern uns da an ein Gröstl nach Art des Hauses, das auf eben dieses ein wahrlich sakrisch schlechtes Licht warf.

Dann folgte ein Kaffeehausbetreiber aus Wien, der sich von Anfang an nicht schlüssig war, ob er serbisches Reisfleisch, Wiener Schnitzel oder Spaghetti alle vongole auf die Speisekarte setzen sollte, wobei dem Koch eine gewisse Raffinesse tatsächlich nicht abzusprechen war. Als das Publikum den Mischmasch nicht goutierte, machte der Wiener an einem Tag mal auf, am anderen mal wieder nicht. Und wunderte sich noch, dass das Publikum des Spielchens schnell überdrüssig wurde und wegblieb. Und zwar für immer.

Jetzt sieht es so aus, als ob der Bründlhof eher ein Demenzcafé oder ein Bioladen wird als wieder ein Restaurant. Oder auch leer stehen bleibt, bis der in die Jahre gekommene Kasten in sich zusammenfällt oder von der Abrissbirne umgenietet wird. Es gibt sicher auch gute Gründe dafür, als Wirt von dem Abenteuer Bründlhof die Finger zu lassen. Die horrenden Nebenkosten wollen erst einmal erwirtschaftet sein.

Jammerschade ist es um den Biergarten, zumal es sich in Wartenberg um ein Exemplar der Güte handelt, das im gesamten Landkreis seinesgleichen sucht. Es wird sich doch in Gottes Namen jemand finden, der daraus in den warmen Monaten ein Ausflugsziel basteln kann. Für Radfahrer, für die Jugend des Marktes und für die, die vor Jahren die Atmosphäre dort genossen haben. Ach Jean-Luc, vergiss deinen Fluch!

© SZ vom 28.05.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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