Mitten in Taufkirchen:Schlüssel zur Integration

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Zuwenig Deutsch-Förderstunden für Kinder von Asylbewerbern? Bürgermeister Hofstetter wird grantig und findet prompt Gehör im Ministerium.

Von Thomas Daller

Uijuijui, war der Taufkirchener Bürgermeister Franz Hofstetter kürzlich sauer. Und zwar auf Mängel beim Förderunterricht in den Taufkirchener Schulen. Es gibt nämlich ein Kontingent an Wochenstunden in Schulen für Kinder, die einen mit besonderem Förderbedarf haben. Die sind für Ausländerkinder gedacht, die noch nicht gut Deutsch sprechen oder auch für die Förderung deutscher Kinder, die Lernschwierigkeiten haben. Soweit, so gut. Nun hat man in Taufkirchen bereitwillig Asylbewerber aufgenommen, die natürlich auch schulpflichtige Kinder mitgebracht haben, die überhaupt kein Deutsch verstehen. Großzügig haben die Schulen ihr Kontingent an Förderstunden diesen Kindern zur Verfügung gestellt. Und die Gemeinde hat sogar auf eigene Kosten eine zusätzliche Förderkraft für Sprachförderung beschäftigt. Aber Hofstetter hat es halt gewurmt, dass das Kultusministerium für das laufende und das nächste Schuljahr nicht eine einzige zusätzlich Förderstunde in Taufkirchen bewilligt hatte. "Weiß der Spaenle nicht, dass es Asylbewerber gibt?", hatte Franz Hofstetter sarkastisch gefragt - und die SZ hat über diesen Missstand berichtet.

Es hat nicht lang gedauert, bis jemand aus dem Kultusministerium in der Redaktion angerufen hat. Man habe den Artikel mit Interesse zur Kenntnis genommen, wobei man natürlich über die scharfen Worte gegen den Minister nicht erbaut sei. Außerdem habe man den Sachverhalt von einer Kollegin noch mal recherchieren lassen. Und die Vorwürfe würden ja gar nicht zutreffen. In Taufkirchen gebe es keine Probleme mit den Förderstunden. Im Laufe des Gesprächs stellt sich jedoch heraus, dass das Kultusministerium Taufkirchen bei München und Taufkirchen/Vils verwechselt hat. Oha, peinlich. Aber der Zerknirschung folgte eine unerwartet rasche des Kultusministeriums: Innerhalb eines Tages wurde alles in die Wege geleitet, Taufkirchen/Vils kann zusätzliche Förderstunden abrufen, das Schulamt sei schon informiert. Vorläufig gilt die Regelung bis Ende dieses Schuljahres; für das nächste Schuljahr könne man zwar noch nichts versprechen, aber man werde sich bemühen. Na also, geht doch. Wäre toll, wenn das in Notsituationen immer so unbürokratisch klappen würde. Denn auch für die Kinder ist Sprache der Schlüssel zur Integration.

© SZ vom 26.05.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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