Mitten in Schwaig:Der laute Nachbar

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Fluglärm hin oder her: Junge Frauen finden unter allen Bedingungen Wege, sich erfolgreich zu verständigen

Von ANTONIA STEIGER

Ältere Herrschaften, die mit gebeugtem Rücken sonntagnachmittags in Eitting auf der Terrasse in ihrem trockenen Marmorkuchen rumstochern, und kleine Mädchen und Buben, die sich im Sandkasten mit ihren kleinen Händchen die Ohren zuhalten, weil gerade wieder ein Jet über ihre Köpfe hinweg gedonnert ist. So stellt man sich die Menschen vor, die in der Nachbarschaft des Flughafens München unter Lärm zu leiden haben. Am Tag des Lärms an diesem Mittwoch sei nun jedoch an eine weitere Gruppe erinnert, die ebenfalls lernen muss, mit dem punktuell unerhört lauten Nachbarn im Erdinger Moos zu leben: die Sportler aus Schwaig.

Schon seit vielen Jahren gehen junge und junggebliebene Bürger auf dem ansehnlichen Sportgelände ihrem Hobby nach. Fußballer, Baseballer und all jene, die in der Halle turnen, tanzen und toben. Das Areal ist nun sogar noch attraktiver geworden, denn es gibt einen Parcours, auf dem sich auch Ältere ertüchtigen und gezielt diverse Muskelgruppen trainieren können. Dass man mitunter sein eigenes Wort nicht mehr versteht, weil die Lufthansa im Landeanflug ist, betrifft die Senioren an den Fitnessgeräten jedoch eher weniger. Das ist schon eher ein Problem der Fußballer, wo man es nicht anders kennt, als dass Trainer unablässig das Spielgeschehen kommentieren und es mit gezielten Bemerkungen in die von ihnen gewünschte Richtung zu lenken versuchen.

Während die hiesigen Übungsleiter den Flugplan natürlich gut im Kopf haben und daher wissen, wann Zeit ist für eine längere Ansprache und wann nur für ein kurzes Kommando, haben die Trainer der Gästeteams da schon mehr Schwierigkeiten. Eine kernige Ansprache zum verbesserungswürdigen Abwehrverhalten verliert unter dem Getöse eines Flugzeugs doch einen guten Teil ihrer Wirkung. Aber wo ein Nachteil ist, ist auch ein Vorteil, so ist das nun einmal: Gehen die durchaus gut gemeinten Befehle des Trainers im Fluglärm unter, kann ein Spieler später guten Gewissens vorbringen, er habe nicht gehört, dass er noch mehr rennen soll.

Viele Mannschaften auch von auswärts kennen nun natürlich schon die Bedingungen auf dem Schwaiger Fußballplatz, den Flughafen gibt es ja nicht erst seit einem Jahr. Zwar blickt der eine oder andere Spieler bei der Ankunft kurz erstaunt in den Himmel, wenn ein Flieger kommt, aber dann ist das Thema auch wieder erledigt. Deswegen ist auch nicht der Fluglärm der Grund, warum die C- Juniorinnen der SC Schwaig Eittingermoos am vergangenen Sonntag auf eigenem Platz dem ungeschlagenen Tabellenführer der Bezirksoberliga, dem FC Stern München, mit 2:1 die erste Saisonniederlage beigebracht haben. Das lag am großartigen Kampfgeist, am Zusammenhalt, am Glauben an das eigene Können - und natürlich an der gut funktionierenden Kommunikation auf dem Spielfeld. Fluglärm hin oder her: Junge Frauen finden unter allen Bedingungen Wege, sich erfolgreich zu verständigen.

© SZ vom 27.04.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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