Etwas außer Atem kam Andrea Hartung kürzlich in die Gemeinderatssitzung Oberding gehetzt. Fünf Minuten zu spät. Das ist man in Oberding nicht gewohnt, hier beginnt Bürgermeister Bernhard Mücke pünktlich, den Minutenzeiger der Uhr fest im Blick. Die Gemeinde hat keine Zeit zu verlieren: Die Dreifachturnhalle ist kaum fertiggestellt, da laufen schon die Bauarbeiten für die Grund- und Mittelschule, und ganz in der Ferne blinkt das nächste Projekt, der Rathausneubau. Als sich Hartung wortreich entschuldigen wollte, wurde sie mit den Worten "Halt uns nicht auf, wir sind gerade bei Punkt 5" unterbrochen. Eine Information, die bei Hartung Verwunderung, wenn nicht sogar Bestürzung hervorrief. Nach fünf Minuten bei Punkt 5 der Tagesordnung? Das ist selbst für Oberdinger Verhältnisse ein neuer Rekord.
Zu ihrer Erleichterung erfuhr sie, dass sie nichts verpasst hatte. Punkt 3 und ein Teil von Punkt 4 waren von der Tagesordnung genommen worden. Punkt 1, Genehmigung der Tagesordnung, und Punkt 2, Genehmigung der Sitzungsniederschrift, war innerhalb einer Minute abgehakt. Flott ging es weiter. Nach knapp 30 Minuten standen Zuhörer und Berichterstatter wieder vor dem Bürgerhaus. Wo anderenorts für Investitionen stundenlang diskutieren, haben die Oberdinger in gut einer halben Stunde mehrere Grundstücke als Blühflächen ausgewiesen, drei Bauanträge genehmigt und eine zweite Bushaltestelle für Notzing beschlossen. In Notzing wird es wegen der vielen Erstklässler an der Haltestelle an der Kreisstraße ein wenig eng, hatte Mücke erklärt. Aber: Kein Problem. Auf einem gemeindeeigenen Grundstück gebe es genug Platz für eine Haltestelle. Freilich müsse die Sache zuvor mit Polizei, MVV und Landkreis abgesprochen werden. Aber er rechne fest damit, dass keine Steine in den Weg gelegt werden. "Von uns aus kann es ganz schnell gehen", erklärte der Bürgermeister. "Wir kiesen das Teil, dann stellen wir ein Häusl drauf." So geht das in Oberding. Einfach nicht aufzuhalten.