Mitten in Moskau:Schrodi vor, noch ein Tor

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Das kann ja heiter werden bei der WM: Bundestagsabgeordnete verschiedener Fraktionen trafen auf die Fußballer der Duma - und ein Spieler tat sich besonders hervor

Kolumne von Thomas Radlmaier

Das geht ja gut los. Die deutsche Mannschaft hat das erste Spiel in Russland schon verloren. Und das, obwohl die Fußballweltmeisterschaft noch gar nicht begonnen hat. Na schön. Nicht die echte Nationalmannschaft - auch "La Mannschaft" genannt - ging aber in Moskau unter, sondern der FC Bundestag. Darin spielen Bundestagsabgeordnete verschiedener Fraktionen sogar mal miteinander statt gegeneinander wie im Parlament. Sie trafen auf die Fußballer der Duma, dem russischen Äquivalent des Bundestags. Der Schlagabtausch im Moskauer Hexenkessel endete für den FCB in einem Debakel. Zwar schossen die deutschen Kicker drei Buden, aber kassierten fünf Gegentore. Beim Fünfzudrei ließ sich selbst für einen Politiker nichts mehr schönreden.

Der SPD-Bundestagsabgeordnete Michael Schrodi aus der Region hat der Niederlage dennoch etwas Gutes abgewonnen. Er schrieb nach dem Spiel auf Facebook: "Ein tolles Erlebnis: Heute Spiel mit FC Bundestag gegen die russische Duma in Moskau. 5:3 verloren, aber fantastische Atmosphäre. Und sehr intensive, auch kontroverse Gespräche mit den Kollegen der russischen Duma." Nichts als Ausreden!

Gleichwohl muss man Michael Schrodi zu Gute halten, dass er seine erste Saison im Bundestag spielt. Er ist bemüht, zeigt viel Einsatz, wie es so schön heißt. Einer mit seinem Talent kann einmal ein ganz Großer werden. Doch der Weg nach oben ist immer eine Gratwanderung: Einerseits gilt es, als Neuer in diesem erlesenen Kreis von Volksvertretern den Ball lieber erst mal flach zu halten. Andererseits sollte man schon auch ein paar Steilvorlagen geben. Sonst geht man unter im Fraktionsgeplänkel. Und jeder weiß, dass es im Bundestag für Schönspielerei keine Punkte gibt, schon gar nicht in der SPD, die ja nie über Saisonziele diskutieren will. Deshalb muss dem Neuling Schrodi auch mit Blick auf die Verteidigung seiner Position wissen: Es gibt keine leichten Gegner. Weder Rechts- noch Linksaußen. Die Politik hat ihre eigenen Gesetze. Fußballweisheiten sind da fehl am Patz. Und dort dauert ein Spiel nicht neunzig Minuten, sondern vier Jahre.

© SZ vom 14.06.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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