Mitten in Langenpreising:Sachsenkönig von Klein-Venedig

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Bürgermeister Peter Deimel wird der Lust an seiner Rolle als erster Mann Langenpreisings so langsam überdrüssig

Von Wolfgang Schmidt

Der Wachleiter der Johanniter hat erst kürzlich wieder von Langenpreising geschwärmt. In lauen Nächten, das sagte er tatsächlich, fühle er sich hier wie in Klein-Venedig. Nun, Langenpreising hat viel Wasser und viele Brücken - wenn darunter auch weder ein Canal Grande noch eine Rialtobrücke zu finden sind. Dafür versinkt Langenpreising aber auch nicht in Schulden - noch nicht. Denn vor der Zukunft ist so manchem Gemeinderat nicht ganz geheuer, allzu viel hat sich die Gemeinde auf ihre To-do-Liste für die nahe Zukunft geschrieben. Da ist an erster Stelle das Millionenprojekt Schulhausneubau, dann müssen tatsächlich diverse Brücken saniert werden, ehe sie zusammenkrachen.

Und dann gibt es die üblichen Begehrlichkeiten. Die Schützen etwa wollen von der Gemeinde einen Zuschuss von gut 100 000 Euro für den Bau ihrer Halle. Den Betrag können sie sich mit Sicherheit abschminken, sie können froh sein, wenn sie mit der Hälfte bedacht werden. Und danach muss der Cut her, wer dann als Verein mit seinen Begehrlichkeiten hinterhergewatschelt kommt, den bestraft der Schulhausneubau. Gleiches gilt für den Wunsch auf einen weiteren Mitarbeiter im Bauhof. Früher hätten die zwei Männer zusätzlich noch das Klärwerk gewuppt, hieß es. Es war nicht so gemeint, es klingt aber trotzdem so, als ob es diese Faulenzer mal mit Arbeit probieren sollten.

Angesichts der immensen Herausforderung, die der Schulhausneubau für die kleine Gemeinde unbestritten ist, liegen bei einigen die Nerven blank. Persönliche Animositäten unter den Räten brechen sich Bahn. Zielscheibe ist zunehmend auch Bürgermeister Peter Deimel, der der Lust an seiner Rolle als erster Mann Langenpreisings so langsam überdrüssig wird. Eine dritte Amtszeit, so schält sich jetzt heraus, wird es für Deimel nicht mehr geben - weil er in vier Jahren nicht mehr antritt. Klein-Venedig hin oder her - wenn wir in Deimels Kopf blicken, kommt uns kein Doge aus Venedig in den Sinn, es fällt uns aber sofort ein mit Fatalismus gesegneter Sachsenkönig ein. Jener Friedrich August III., gebürtig Prinz Friedrich August Johann Ludwig Karl Gustav Gregor Philipp, was ist das doch für ein schöner Name, hat bei seinem Abdanken gesagt: "Nu da machd doch eiern Drägg alleene."

© SZ vom 28.04.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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