Mitten in Fraunberg:Grüße aus dem Mittelalter

Lesezeit: 1 min

Ohne Strom geht heute nicht mehr viel. Das merkt man spätestens, wenn der Strom mal weg ist

Von Gerhard Wilhelm

Stromausfälle sind ein beliebtes Thema bei Romanautoren. Manchmal haben die Romane kurze, einprägsame Titel, die umreißen, was passiert, wenn der Strom mal länger weg ist: Blackout. Was aus dem Englischen "to black out" kommt und so viel wie abdunkeln heißt. Der Roman erzählt packend und realistisch die katastrophalen Auswirkungen eines großflächigen Stromausfalls in Europa über zwei Wochen.

Aber das kann ja bei uns nicht passieren, denkt man sich, alles nur Fantasien eines Autoren. Wann war denn zuletzt mal kein Strom da? Der kommt ja zuverlässig (und immer teurer) aus der Steckdose. Zuletzt mal keinen Strom gab es aber jüngst morgens in einigen Gemeinden im nördlichen Landkreis. Gerade als man im Keller die Heizung eine Stufe runterschalten will. Plötzlich macht es Klack, und es ist dunkel. Man sucht die Ursache natürlich erst mal bei sich. Also tastet man sich dem Licht am Türspalt entgegen, sucht eine Taschenlampe und überprüft die Sicherungen. Alle drin. Also Schuhe und Jacke anziehen (eigentlich sollte man schon in die Arbeit) und rüber zum Nachbarn. Dort gibt es ebenfalls keinen Strom.

Erleichtert geht man zurück, schließt die Haustür und denkt sich: Bis man von der Arbeit zurück ist, wird der Strom schon wieder da sein. Man drückt auf den Knopf des elektrischen Garagentoröffners und - nichts passiert. Man drückt noch ein paar Mal, bis einem auch ohne Strom ein Licht aufgeht: kein Strom! Dummerweise kann man wegen der "Einbruchhemmung für Garagentore" jetzt nicht mehr die Garage. Ist das Garagentor geschlossen, rastet die sogenannte Aufschiebesicherung automatisch ein. Damit ist das Tor fest verriegelt. Toll gegen Diebe, schlecht bei Stromausfall. Wie bitte soll man jetzt noch pünktlich in die Arbeit kommen?

Zum Glück ist er plötzlich wieder da, der Strom. Und kurze Zeit später wird einem bewusst: Die Wecker ohne Batterien laufen jetzt falsch, kein Licht, kein Kühlschrank, keine Heizung (die sehr effektiv Wärme aus der Luft zieht, aber dazu Strom braucht), kein warmes Wasser. Ohne Strom wären wir schnell wieder im Mittelalter. Die Horrorszenarien in den Büchern sind gar nicht so weit hergeholt.

© SZ vom 25.10.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: