Mitten in Erding:Wo die Drohnen fliegen

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Die kleinen Fluggeräte sind in, sie sind billig - und sie sind gefährlich. Eine Gegenbewebung formiert sich schon.

Von Mathias Weber

Welche Drohne hätten Sie denn gerne, kann man nur fragen, wenn man sich die Vielfalt der kleinen ferngesteuerten Geräte ansieht, die man heutzutage problemlos online kaufen kann. Vielleicht eine, mit der man endlich mal sehen (und sogar filmen) kann, was der Nachbar hinter seiner Hecke so treibt? Oder eine, mit der man schauen kann, ob der Herr Maier wieder mal die Langstrecke von New York geflogen ist?

Letzteres ist übrigens, wie auch das Beobachten des Nachbarn beim Nacktbaden, kein Scherz mehr. Immer wieder wird mittlerweile gemeldet, dass in der Einflugschneise zum Flughafen München eine Drohne in unmittelbarer Nähe eines Flugzeuges aufgetaucht ist, erst letzte Woche war es wieder soweit. Ein unbemannte Flugobjekt, ein Ufo. Den Abstand zwischen Luftfahrzeug und Drohne schätzte der Pilot im jüngsten Fall auf 30 bis 50 Meter.

Jetzt sind private Drohnen nicht mit militärischen zu verwechseln. So ein "Predator" des US-Militärs wiegt um die vier Tonnen und hat eine Flügelspannweite von 20 Meter. Aber auch private Drohnen können wuchtige Teile sein. Es gibt sie von Mini (in etwa Handgroß) bis Maxi mit einem Meter Rotordurchmesser, die bis zu 3000 Meter hoch steigen können. In der Werbung heißt das dann: "Für Modellflieger sind sie das reinste Glück. Die robusten Multicopter zeigen von Haus aus ein stabiles Flugverhalten. Dank modernster Stabilisierungselektronik ist ihre Steuerung kaum schwerer als Autofahren. Geübteren Piloten bleiben gewagtere Manöver trotzdem nicht verwehrt. Ausgestattet mit einer Foto- oder Filmkamera sind Multicopter doppelt reizvoll." In einem Triebwerk eines laufenden Flugzeug sind sie nicht das "reinste Glück". Metall richtet in den Turbinenschaufeln weitaus mehr Schaden an als ein Vogel.

Es werden immer mehr Drohnen am Himmel. Amazon und die Post wollen mit Drohnen Pakete zustellen, die Polizei überwacht Demos, Fotografen machen Luftbilder. Die Anwendungsmöglichkeiten erscheinen unbegrenzt. Sie wollen wissen, wo ihr Hund oder Katze sich rumtreibt? Kein Problem. Der umgebundene GPS-Sender zeigt, wo das Tier ist, und die Drohne liefert das Bild dazu. Bequem vom Wohnzimmer aus per Smartphone.

Doch es bildet sich schon eine Gegenbewegung. Drohnen, die Drohnen einfangen mittels Netz, Adler, die darauf abgerichtet werden, Drohnen als Beute anzusehen. Drohnen werden beschossen, die Sender elektronisch gestört. Ganz neu auf den Markt: die Anti-Drohnen-Panzerfaust "Skywall 100", der Raketenwerfer des kleinen Mannes. Sie feuert ein Projektil in Richtung Drohne ab. Das Geschoss soll sie dann mittels Laserortung verfolgen, sich im richtigen Augenblick zu einem Netz öffnen - und abwärts geht es mit der Drohne. Bleibt zu hoffen, dass sie dann keinem auf den Kopf fällt.

© SZ vom 10.10.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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