Mitten in Erding:Wo bleibt die Spannung?

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Der technische Fortschritt macht auch vor dem Martinsumzug nicht halt

Von Birgit Goormann-Prugger

Zu den Dingen, die eine Kindheit früher spannend gemacht haben, gehörte ganz eindeutig der Martinszug. Früher nämlich, also zu einer Zeit, als es nur drei Programme im Fernsehen gab und man aufstehen musste, um das Gerät einzuschalten, da wurden die Laternen noch nicht so unsportlich mit kleinen LED-Lämpchen illuminiert, wie das am Sonntag überall zu beobachten war. Heutzutage kann man sich als Martinszugkind ruhig gegenseitig anrempeln oder sich mit seiner "brennenden" Laterne durch die Menschenmassen zwängen, und es passiert nichts, gar nichts. Früher marschierte man noch ganz, ganz vorsichtig mit seiner natürlich selbst gebastelten Laterne los. Innen brannte ein kleines Teelicht. Das ging dann trotzdem aus, noch bevor man den vereinbarten Treffpunkt erreicht hatte, was ein mittleres Drama war.

Das dazugehörige Elternteil musste dann in der frostigen Novemberkälte - und ja, früher war es im November auch noch richtig kalt - mit klammen Fingern ein Streichholz aus der Schachtel fummeln und damit das Teelicht wieder anzünden, sofort. Und wenn es dann auch noch stürmisch war, oh je. . . . So ganz nebenbei lernte man als Kind dann auch, dass man sich die Finger verbrennen kann, wenn man in die Flamme einer brennenden Kerze greift. Hin und wieder ging so eine Laterne auch mal in Flammen auf, was für ein Spaß.

Aber früher saß man ja auch noch ohne Gurt im Auto, hatte kein Handy, um von den Eltern notfalls geortet zu werden, und man ist auch noch ohne Helm Fahrrad gefahren, und niemand hat sich dabei etwas gedacht. Wobei an dieser Stelle der lebensrettende Zweck von Fahrradhelmen natürlich auf gar keinen Fall angezweifelt werden soll. Fahrradhelme sind also wichtig, Gurte im Auto auch. Ganz klar. An LED-Lämpchen in Laternen kann man sich nicht die Fingerverbrennen. Echte brennende Kerzen wären aber schöner, irgendwie.

© SZ vom 10.11.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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