Mitten in Erding:Weißwurst aus der Herzogstadt

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Fleisch oder Gemüse - das ist eine Grundsatzfrage, bei der heutzutage jeder den Glaube verlieren kann.

Von Wolfgang Schmidt

Ein bekennender Carnivore sollte sich tunlichst hüten, über die Essensgewohnheiten von Vegetariern zu lästern. Zu oft kommen dem nur billige Spöttereien à la "Susi mach schnell, der Salat wird schon welk" in den Sinn. Doch nach einschlägigen Erlebnissen in jüngster Zeit sehen wir uns jetzt geradezu gezwungen, eine Lanze für die echten Vegetarier zu brechen.

Wie wir darauf kommen? In Passau hat ein oberschlauer Metzger die "Weißwurst to go" als patentierte Weltneuheit auf den Markt gebracht. Neu daran ist nur, dass es für Passau eine Premiere sein mag. Unseres Wissens gab es in der Weltstadt München schon 2013 einen Metzger, der mit diesem kulinarischen Schwerverbrechen aufwartete. Das Besondere an der Passauer Variante ist nun, dass sie als tiefgefrorenes Teil-Fertigprodukt angeboten wird. Man muss die Weißwurst to go nur auftauen und anschließend bei 160 Grad im Backofen aufbacken. Das Tolle dabei ist, dass die Weißwurst trotzdem ganz frisch schmeckt. Denn das Weißwurstbrät wird in den leicht vorgebackenen Breznteig eingespritzt, dann wird das fertige Produkt sofort tiefgefroren. Diese Lobpreisung stammt nicht von uns, so stand es in der Passauer Neuen Presse - und wem vom Lesen allein noch nicht schlecht wurde, dem präsentierte die PNP ein Bild von den Testpersonen, denen selbst der Fotograf nicht für eine Sekunde beim Zuzeln einen zufriedenen Gesichtsausdruck, geschweige denn ein kleines Lächeln hervorpressen konnte.

Womit wir wieder bei den Vegetariern wären - und zwar bei denen, die nur fassadär Verachter von Tierprodukten sind. Unter dieser Spezies scheint die Lust auf Fleisch oder auch nur Aufschnittwurst größer zu sein, als die Freude an krummen, aber ach so gesunden Bio-Gurken. Wie sonst könnte etwa die Rügenwalder Mühle im Fernsehen zur besten Sendezeit sündteure Werbung machen für vegetarische Frikadellen, Schnitzel, Nuggets oder Hamburger. Selbst wenn man genau hinschaut, unterscheidet sich die gefälschte Wurst und das fleischlose Schnitzel keinen Deut von den Leckereien, die dem Carnivoren so viel Wohlgefühl bereiten. Man sagt ja schließlich nicht umsonst, dass das Auge mitisst.

Soll heißen: Wie wollt ihr es denn halten, ihr halbgaren Vegetarier? Steht ihr zum ganz oder gar nicht? Oder wollt ihr euch ein Leben lang selbst bescheißen? Übrigens werden wir hier in Erding die Passauer Weißwurstvariante einen entscheidenden Tick weiterdrehen und das geht so: Die tiefgefrorene Weißwurst in der Brezn wird es dann selbstverständlich vegetarisch geben und gegen einen kleinen Aufpreis im schmucken Wirsingblatt frei Haus geliefert. Der besondere Clou dabei ist aber, dass das Brezn-Stangerl mit der natürlich schon gehäuteten Wurst auch schon in mundgerechte Stücke geschnitten ist. Dann dauert das Auftauen nicht so lange. Die Erdinger Weißwurst to go ist so nicht nur gesund, sondern auch energiesparend.

© SZ vom 17.02.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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