Mitten in Erding:Von den Mühen eines Spotters

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Auf der Suche nach immer neuen Motiven sind Schiffe und Züge im Landkreis keine lohnende Objekte, aber zweibeinige Flieger

Kolumne von Gerhard Wilhelm

Spotting, das vom englischen "to spot" kommt und so viel wie "beobachten, ausmachen, erkennen, sichten, orten, lokalisieren" bedeutet, ist auch im Landkreis Erding beliebt. Spotter sind Menschen, die Aufnahmen sammeln. Von Autos, Lokomotiven, Schiffen, Flugzeugen und so weiter. Ziel ist es, möglichst zum Beispiel alle verschiedenen Typen zu knipsen.

In Deutschland kam die Bildersammelwut in den 1950er/1960er Jahren auf. Ob es vielleicht schon im Mittelalter Spotter gab, die Kutschen oder Rüstungen auf Papier zeichneten, ist nicht bekannt. Auch der Erdinger hat so sein Problem, wenn er sich das verkehrte Thema für seine Bilderjagd im Landkreis aussucht. Zum Beispiel die Eisenbahn. Jetzt gibt es zwar eine Bahnstrecke, aber die Zahl der verschiedenen Züge beziehungsweise Loks dürfte sich auf S-Bahnen verschiedener Baureihen beschränken - und damit deutlich unter zehn liegen. Quasi ein Stundenhobby.

Ganz schlecht schaut es bei Schiffen aus. Ein 300-Meter-Containerfrachter würde zwar in den Kronthaler Weiher passen, aber irgendwie deplatziert wirken.

Was dem hiesigen Spotter übrigbleibt, sind Flugzeuge. Die gibt es am Flughafen München, der ja zur Hälfte zum Landkreis Erding gehört. Und dank FMG-Chef Michael Kerkloh kommen auch immer wieder neue Fluggesellschaften mit neuen Logos und Maschinen dazu. Der Mann hat halt ein Herz für Menschen mit Hobbys.

Neuerdings sind aber auch sogenannte Saisonspotter manchmal zu sehen. Sie tauchen jedes Jahr im Frühjahr auf und ihr Fotoapparat ist nicht selten an einem Fernrohr angebracht. Wer allerdings denkt, diese Spotter wollen wohl einen ganz selten Flieger hoch oben auf Reiseflughöhe in rund zehn Kilometer Höhe erspähen, der irrt. Um "Flieger" geht es schon auch, und weit fliegen diese ebenfalls, aber mit einer Flügelspannweite von rund zwei Meter würde jeder von Menschen konstruierte Flieger abstürzen. Nein, es sind Storchjäger. Wer erspäht den ersten Heimkehrer? Und wer den ersten Nachwuchs im Horst? Eine Aufgabe, die weitaus schwerer zu bewältigen ist als für den Flugzeugspotter. Der braucht nur auf den Flugplan schauen, um zu erfahren, wann welche Maschine abfliegt oder ankommt. Störchen sind Flugpläne aber ziemlich wurscht.

© SZ vom 04.06.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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