Mitten in Erding:Trau keinem Meteorologen

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Wem soll man mehr vertrauen? Dem Wetterbericht oder Bauernregeln? Am besten den Schwalben

Von Gerhard Wilhelm

Schwalben sind die wahren Meteorologen, wenn es nach den Wetter- oder Bauernregeln "Eine Schwalbe macht noch keinen Sommer" oder "Bleiben die Schwalben lange, sei vor dem Winter nicht bange" geht. Und fliegen die Schwalben tief, wird das Wetter schlechter - alte Bauernregel. Das Tierreich bietet profunde, zuverlässliche Wettervorhersagen, denn wer verlässt sich heutzutage noch auf die Meteorologen mit ihren gigantischen Computern, die Prognosen im Minutentakt auswerfen.

Bestes Beispiel: Sommergrillparty-Planung. Laut amtlichem Wetterbericht am Mittwoch sollte jüngst Sonntag der schönste Tag in der Woche sein mit angenehmen 25 Grad Celsius und einem Sonne-Wolken-Mix. Von wegen, es war kühl (19 Grad) und regnete immer leicht vor sich hin nach einem eigentlich guten Auftakt. Da wäre die Wetterregel "Gut' Wetter, das kommt über Nacht, hat's im Sommer nie weit gebracht" wohl angebracht gewesen oder man hat Gottvertrauen: "Nach oben schau, auf Gott vertrau, nach Wolken wird der Himmel blau". Hat übrigens gestimmt - am nächsten Tag. Wer für den Rest der Ferien plant, sollte folgende Bauernweisheiten im Hinterkopf haben: "Wie der Bartholomäustag sich hält, ist der ganze Herbst bestellt" (24. August) und "Wenn's am Tag Johanni Enthauptung regnet, verderben die Nüsse" (29. August) - was wohl so viel bedeutet, dass es viel regnen wird.

Aber wahrscheinlich kommt es wie immer: wenn man es schön bräuchte, wird es regnen und wenn der Rasen und die Blumen Regen dringend nötig hätten, setzt die Dürre ein. Und wenn es regnet, dann so viel, dass gleich Land unter ist, wie am Donnerstag in Erding. Schuld an allem ist der Mensch mit seiner Klimaerwärmung. Das bringt den besten 100-jährigen Kalender und alle Wetterweisheiten durcheinander.

Nur die Schwalben, die lassen sich von all dem nicht beeinflussen. Denn die Flughöhe der Schwalben erklärt sich mit der Flughöhe des Schwalbenfutters, also der Insekten. Und die fliegen bei sonnigem Hochdruckwetter höher, weil sie von aufsteigenden Luftblasen erfasst werden, vergleichbar mit den Dampfblasen in kochendem Wasser. Bei schlechtem Wetter gibt es diese Aufwinde nicht - also ist Tiefflug angesagt. So einfach ist Wettervorhersage. Zumindest die aktuelle Wetterlage.

© SZ vom 20.08.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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