Mitten in Erding:Social Media muss nicht sein

Die Erdinger Polizei muss wirklich nicht jeden Spaß mitmachen. Sie überzeugt auch so.

Von Mathias Weber

Polizisten sind auch nur Menschen. Kürzlich hat es zum Beispiel ein Beamter im Rosenheimer Raum zum internettypischen 15-Minuten-Ruhm gebracht, als er von der Helmkamera eines viel zu schnellen Motorradfahrers gefilmt wurde. Die Streife hat den Motorradfahrer eingeholt, und der Polizist steigt mit einer beeindruckenden Coolness aus dem Auto, in der Hand - ein Schokoeis. Eispause und Verbrecherjagd sind also durchaus vereinbar.

Zu solch einer Internetpopularität hat es die Erdinger Polizei noch nicht gebracht. Die Beamten würden einem wahrscheinlich den Vogel zeigen, würde man ihnen an dieser Stelle empfehlen, es zum Beispiel wie die Münchner oder Berliner Kollegen zu machen. Die haben ein Social Media-Team zur Verfügung, das freudig postet und twittert; mal mit Infos live aus dem Einsatz, oder manchmal nur Alltägliches; wenn wieder Taschendiebe festgenommen, Autos abgeschleppt oder Hütchenspieler hochgenommen wurden (letzteres auch mit pfiffigen Empfehlungen, wie man sich "vor Hütchenspielern hütet). Die Erdinger Polizei muss da noch aufholen. Von einem Facebook-, einem Twitter-, einem Snapchat- oder einem Instagram-Account ist nichts bekannt. Die Beamten vertrauen nach wie vor auf das geschriebene Wort und senden täglich einen Pressebericht. Das mag nicht revolutionär sein, aber als langjähriger Leser fällt einem doch immer wieder die leichte Ironie in den Texten auf. Am Wochenende war bei einem Autofahrer zum Beispiel von "alkoholtypischen Ausfallerscheinungen" die Rede, was wohl bedeutet, dass der Mann voll wie ein Eimer war. Auch von einem Tresorknacker war kürzlich zu hören, der Tresor war aber leider leer. Lapidarer Kommentar der Polizei: "Die Mühe war umsonst."

© SZ vom 14.06.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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