Mitten in Erding:Seilbahn oder U-Bahn

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Die CSU kann komischer sein, als man gedacht hätte. Die künstlich am Leben gehaltene Debatte um eine Seilbahn sorgt für Überraschungen

Kolumne Von Antonia Steiger

Wessen Herz nicht aus Stein ist, den lässt es nicht kalt, wenn er der Erdinger CSU dabei zuschaut, wie sie sich bemüht, der absurden Idee einer Seilbahn vom künftigen Bahnhof in die Erdinger Innenstadt irgendetwas Positives abzugewinnen. Es ist rührend: Die CSU fühlt sich genötigt, ernsthaft über diesen Vorschlag zu debattieren, weil er von einer Parteifreundin stammt. Und zwar nicht von irgendeiner: Die frühere Umweltministerin Ulrike Scharf hatte sich irgendwann einmal dahingehend geäußert. Beinahe wäre die Idee vernünftigerweise komplett in Vergessenheit geraten, da fabulierte Burkhard Köppen vor wenigen Tagen in einer Ausschusssitzung wieder herum, man müsse darüber nachdenken, ob man den Verkehr in einer eines Tages überlasteten Landshuter Straße auf eine andere Ebene verlagere.

Zwei riesige Bauwerke an Start und Ziel sind mindestens erforderlich, stellte der Zweite Bürgermeister Ludwig Kirmair beim CSU-Frühschoppen am Sonntag klar. Das lohne sich nur, wenn die Strecke dazwischen ausreichend lang sei. Es ist ein Gedankenkonstrukt, das einfach zum Scherzen animiert. Warum nicht gleich eine U-Bahn mit einer einzigen Station, fügte Kirmair lächelnd an. Weil im Untergrund auch kein Platz sei, erklärte ihm ernsthaft Günther Adelsberger. Man könne in der Fraktion ja mal darüber reden, sagte Hermann Schießl. "Äh, ja. . . ", findet Kirmair. Aber auch Schießl ist skeptisch: Die Lebensqualität der Erdinger gewinne nicht dadurch, dass Menschen von oben ihre leeren Kaffeebecher in den Vorgarten schmeißen. Das sind nette Debattenbeiträge, die nicht verbergen können, was man sich in der CSU einfach nicht traut. Zu sagen, dass das Unfug ist: eine Seilbahn mit einer Strecke von ein paar Hundert Metern, die mitten in der Innenstadt endet, am besten auf dem Schrannenplatz.

Nur schade, dass der Vorschlag nicht von SPD, ÖDP, Freien Wählern oder Grünen gekommen ist. Keiner hätte so schnell schauen können, wie die CSU über die gewiss nicht unkreativen, aber bekanntermaßen ziemlich realitätsfremden Gestalten in den anderen Parteien hergefallen wäre. Und sie hätte den Vorschlag zügig in die Tonne getreten.

© SZ vom 21.01.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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