Mitten in Erding: Ordnung mit zweierlei Maß

Das Personal des Ordnungsamts scheint es eher mit den Auto- als mit den Radfahrern zu haben

Das Wetter der vergangenen Tage war ja nicht immer ideal zum Radlfahren in die Arbeit, weil man nie so recht wusste, ob es unterwegs zum Schiffen anfängt. Aber solange es nicht ganz finster am Himmel war, haben wir uns auf den Drahtesel geschwungen und sind damit in die Redaktion gefahren. Vor dem Schönen Turm biegen wir ab, weil es einem auf dem Kopfsteinpflaster Richtung Schrannenplatz immer so durchbeutelt, dass man meint, jetzt rüttelt es gleich die Schrauben am Radl locker. An der Stadtbücherei einbiegen und dann gemächlich im Schritttempo weiter, weil man ja keine Fußgänger gefährden will. Am Kleinen Platz war gestern Schluss: Fünf Sheriffs vom Ordnungsamt fangen einen ab. Eine resolute Dame in Uniform will die Papiere sehen: Fußgängerzone, das kostet 15 Euro. Sie hat diesen "Ich lass mit mir nicht diskutieren"-Blick drauf, also geben wir ihr die Personalien und schieben weiter. Vom Redaktionsschreibtisch aus können wir durchs Fenster das weitere Geschehen auf dem Kleinen Platz beobachten. Nicht nur Radfahrer, sondern auch Autos versuchen über den Kleinen Platz zu fahren. Die müssten doch eigentlich 30 Euro zahlen, schließlich haben die vier Räder statt zwei. Aber nichts da: Die werden lediglich angehalten und zurückgeschickt. Von Strafzettel keine Rede. Wir schauen uns das Treiben eine Zeit lang an und gehen dann noch mal rüber, um uns zu erkundigen, was denn der Grund für diese Ungleichbehandlung sei. Da geraten sie ein bisschen in Erklärungsnot und verweisen auf den Anhörungsbogen, den man noch zugeschickt bekomme. Da könne man das ja monieren. Alsdenn, statt eines Anhörungsbogens: Autofahrer rechtzeitig am Rand der Fußgängerzone zu warnen und zurücksetzen lassen, aber darauf zu warten, dass Radler zwei Meter reinrollen und sie dann abkassieren ist eine Riesenidee. Damit hat Erding sicher wieder mal bayernweit die Vorreiterschaft.