Mitten in Erding:Lieber kalt an Georgi als im Juni

Schnee nach Ostern? Für unsere Vorfahren ist das keine Überraschung

Von Gerhard Wilhelm

Montag morgen haben sich viele wohl beim Blick aus dem Fenster das gleiche gedacht: Ja, haben wir denn schon wieder Winter? Und sich am liebsten wieder ins Bett verkrochen. Schnee nach Ostern? Mitte April? Eigentlich hatte man gedacht, dass mit dem bereits miserablen Wetter an Ostern das Gröbste überstanden sei. Zahlreiche Hobbygärtner dürften angesichts der sogenannten "weißen Pracht" auf ihren frisch gepflanzten Blümchen das große Heulen erfasst haben. Der Monat April hatte doch so schön angefangen - und jetzt das!

Schuld an der Misere sind zwei Männer: Otto und Peter. Aber ehe jetzt jemand ihm bekannte Ottos und Peter anruft oder per Messenger beleidigt: beide haben weder Internetanschluss noch Telefon, es handelt sich um zwei Tiefs, die aus Nord-, Mittel- und Osteuropa polare Luft nach Westen schaufeln. Die Mädels, die Hochs Pia und Querida über dem Atlantik, kommen gegen die beiden Männer leider nicht an. Wo beide um die Vorherschaft ringen, gibt es Regen, Schnee und auch das eine oder andere Gewitter.

Aber eigentlich sollte man sich nicht wundern über das Wetter im April, den jeder kennt den Spruch: "Der April, der macht was er will". Und wer im Bauernkalender nachsieht, der hat Wettertipps für fast jeden Tag parat. Interessant wird beispielsweise der nächste Sonntag, der 23. April, St. Georg. "Sankt Georg kommt nach alten Sitten zumeist auf einem Schimmel angeritten", heißt es für den Tag. Wobei der Schimmel aus weißen Schneeflocken besteht. Vertraut man auf die Meteorologen mit ihren Wettersatelliten und teuren Computern, wird es am Sonntag kalt (1 bis 7 Grad Celsius) und bis zum Mittag kann es Niederschläge geben. Die alten Bauern, die früher den Himmel mangels Meteorologen emsig beobachteten statt online die Wettervorhersage abzurufen, scheinen gar nicht so Unrecht zu haben, schließlich sagen sie auch: "Georg und Markus (25. April) ganz ohne Trost, erschrecken uns sehr oft mit Frost". Doch nicht verzagen, das miese Wetter hat laut Bauernkalender auch sein gutes: "Ist's an Georgi hell und warm, gibt's noch ein Wetter, dass Gott erbarm". Also dann lieber Schnee im April und Bade-und Biergartenwetter von Juni an.

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