Mitten in Erding:Katzenfutter in Bewegung

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Mäuse haben es nicht leicht. Aber Kater auch nicht

Von GERHARD WILHELM

Katzen sind die geborenen Mäusefänger - heißt es. Und sowieso nur, wenn sie auch die Natur kennen lernen und nicht nur in einer Wohnung aufwachsen müssen. Denn sonst, so haben Verhaltensforscher herausgefunden, werden sie "sozialisiert", sie verlernen den "Tötungsbiss". Offenbar braucht die Katze in ihrer frühesten Jugend Konkurrenz in Form der Mutter, damit sie nicht nur mit der Beute spielt, sondern sie auch tötet, damit sie nur noch ihr gehört. Liest sich brutal, ist aber das natürliche Verhalten.

Doch Katzen, die nach draußen dürfen, sind heute offenbar im Zwiespalt. Warum eine Maus umbringen und fressen, wenn es doch so leckeres Katzenfutter gibt? Die Sache mit dem Fangen ist ja noch cool. Horchen, anpirschen, lauern und dann zupacken. Aber was machen mit dem zappelnden grauen Tier? Töten? Bäh. Aber ein bisserl spielen ist okay. Loslassen und wieder erjagen. In der Regel beherrschen dies Katzen meisterhaft. Nicht so der Nachbarkater. Vielleicht ist er auch auf eine Maus gestoßen, die null Bock auf Spielchen oder sogar getötet werden hatte. Jedenfalls springt er plötzlich erschreckt zurück, mit allen Vieren in der Luft und Katzenbuckel. Die Maus versucht dies auszunutzen und will fliehen, aber der Kater erwischt sie, ehe sie im Loch verschwinden kann. Ein Tatzenhieb schleudert sie auf die nebenliegende Straße.

Die Maus ist aber nicht gewillt, ihr Leben so einfach aufzugeben und rennt unter ein geparktes Auto. Der Nachbarkater ist leider nun mal nicht der schlaueste - geschweige denn der mutigste. Er rennt ums Auto herum in der Annahme, dass die Maus einfach geradeaus weiter läuft und auf der anderen Seite vom Auto heraus. Doch die Maus zählte wohl zur Rasse hyperintelligenter, pandimensionaler Wesen, wie sie in "Per Anhalter durch die Galaxis" beschrieben werden, saust in Gegenrichtung zum Feld und verschwindet. Was der Nachbarkater natürlich nicht mitbekommen hat. Er schleicht mehrmals ums Auto, schaut immer darunter, aber keine Maus weit und breit - und gibt dann auf.

Das Ende der Geschichte: Mäuse sind nicht blöd. Und der Kater geht zu einer der vielen "Fressplätze" in seinem Revier, das in der Regel einen Radius von 500 Meter um sein eigentliches Heim umfasst. Irgendein Nachbar wird schon daheim sein und Erbarmen mit einem immer hungrigen Kater haben. Menschen sind viel einfacher als Mäuse.

© SZ vom 25.07.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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