MITTEN IN ERDING:Holz für die bayerische Marine

Von Gerhard Wilhelm

Waldfreunde in ganz Bayern können sich freuen: Am Samstag, 17. Juni, startet wieder die alljährliche Woche des Waldes", heißt es in einer Pressemitteilung des Bayerisches Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten. In ganz Bayern? Das Ministerium hätte ruhig wie bei Asterix schreiben können: nur eine Landkreis in Oberbayern leistet erbitterten Widerstand, denn Erding ist weiterhin der Landkreis mit den wenigsten Wäldern in ganz Bayern.

Insbesondere der flache Westen des Landkreises ist arm an Wäldern. So liegt der Waldanteil in den Gemeinden des Erdinger Moos, wie zum Beispiel Berglern, Neuching oder Oberding deutlich unter fünf Prozent. Auf Schotter wächst wohl nicht so viel. Der Wunsch von Forstminister Helmut Brunner, dass jedes Kind in seiner Schulzeit mindestens einen Tag mit Förstern im Wald verbringt, ist in Erding nicht so einfach zu erfüllen. Bei der Woche des Waldes klappt es schon mal nicht. Es findet nichts im Landkreis statt.

Aber am Schotter alleine kann es nicht liegen, dass nicht mal das Holzland im Landkreis die Öde im Westen wettmachen kann. Aber wohin sind all die Bäume verschwunden, die doch bestimmt vor Jahrhunderten auch in Erding standen? Feuersbrünste? Holzhäuser? Schnitzerdynastien? Keine bekannt. Im Libanon waren die Phönizier schuld am Kahlschlag. Die bauten aus dem Holz ihre Schiffe. Aber Bayern? Häfen? Marine? Aber halt. Mit dem Erwerb des Herzogtums Friaul hatte Bayern im Jahr 952 für einige Jahre seine größte Ausdehnung. Und Häfen am Mittelmeer. Also ist nicht das Klima und der Flächenfraß durch immer mehr Siedlungen schuld. Rätsel gelöst.

© SZ vom 17.06.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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