Mitten in Erding:Hilft ja doch nichts

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Schön, so ein frisch geputztes Auto. Wenn es denn sauber bleibt

Von Gerhard Wilhelm

Das Auto ist bekanntlich des Deutschen liebstes Kind. Und weil man sein Auto liebt, wäscht man es auch regelmäßig. Vor allem gerne am Wochenende, wenn das Fahrzeug unter der Woche beim täglichen Pendeln in die Arbeit dreckig wurde und das Wetter es zulässt - sehr gerne, wenn die Sonne scheint.

Wenn das Auto nur so strotzt von Salz und Dreck vom Winter, kommt auch so mancher eher mehr Autonutzer als -liebhaber auf die Idee, dass eine Autowäsche keine schlechte Idee ist. Nur mal kurz durch die Waschstraße fahren, denkt man sich. Der Gedanke kommt regelmäßig am Wochenende wohl auch anderen. Und dementsprechend ist die Schlange lang. Auch bei den Boxen, in denen die Puristen selber noch Hand anlegen. Aber wenn man schon mal da ist . . .

Während des Stop-and-Go an der Waschstraße hat man immerhin mal Zeit, über das Leben nachzudenken. Warum man so viel Zeit im Auto eigentlich verbringt. Ist der Sinn des Lebens wirklich 42? Und schließlich geht es dann doch durch die Waschstraße. Kurz bevor die Wassersprühdüsen einsetzen, ein letzter banger Blick: Sind wirklich alle Fenster zu? Ist man wieder draußen und begutachtet sein Auto, schwingt leichter Stolz mit: Es ist sauber, fast wie neu. Warum wartet man nur immer so lange damit und ist kein guter Deutscher, der seinem Auto jede Woche reinigt?

Vergnügt und zufrieden geht es nach Hause. Einkauf erledigt, Autowaschen erledigt. Wie immer geht es zurück über Eichenkofen. 200 Meter nach dem Kreisverkehr Richtung Tittenkofen würde man am liebsten eine Vollbremsung einlegen, auch wenn das der nachfolgende Autofahrer überhaupt nicht lustig finden würde. Irgendein Lastwagen hat beim Ausfahren aus den Kiesgruben eine Fahrbahn des Grauens hinterlassen. Dreck überall, kein Ausweichen möglich. Man hört, man spürt es fast körperlich, wie dieser Dreck sich am Auto überall festfrisst. Beim Aussteigen daheim die Gewissheit: zwischen dem Zustand einer halben Stunde vorher und jetzt hat sich eigentlich nur die Farbe des Drecks geändert. Von weiß zu braun. Dafür ist die alte Überzeugung geblieben , dass Autowaschen völlig überschätzt wird. Es wird ja doch wieder dreckig.

© SZ vom 08.03.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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