Mitten in Erding:Geheimnisvoller Martin

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Er ist einer der beliebtesten Heiligen und jeder kennt seine Geschichte - zumindest meint man das

Von Gerhard Wilhelm

Schon bald ist der Landkreis Teil von etwas weitaus größerem, nämlich der Via Sancti Martini. Martin von Tours ist einer der bekanntesten Heiligen in Europa. Welches Kind hat nicht mit seiner Laterne an einer Lichterprozessionen am Martinitag, am 11. November, teilgenommen? Die Legende vom Mantel teilenden Martin kennt jeder. Und jeder meint, ihn deshalb auch zu kennen. Mehr als 3600 Kirchen tragen seinen Namen als Patrozinium.

Doch auf der Suche nach Martin zeigt sich schnell: Um ihn ranken sich nicht nur Legenden, sondern auch Geheimnisse und die setzen sich bis heute fort. Zum Beispiel: alle nennen ihn einen Heiligen, aber wann wurde er eigentlich heilig gesprochen und von wem? Selbst das Ökumenische Heiligenlexikon gibt darüber keine Auskunft. Martin war offenbar schon zu seiner Zeit als Bischof sehr beliebt und lebte dem Volk ein ganz anderes Bild vor, als es das bisher gewohnt war: statt Prunk Askese. Letztlich ist er nach seinem Tod als Vorbild sozusagen wohl einfach ins "Heiligsein" reingerutscht und zu einem der populärsten Heiligen geworden. Nix gnaus woaß ma ned - sozusagen.

Das gleiche kann man von der Pfarrkirche St. Martin von Tours in Langengeisling sagen. Auf der Homepage des dazugehörigen Pfarrverbands heißt es: "Ein Bauwerk aus der Zeit des Barocks und Rokokos". Auf Wikipedia steht: "Langengeisling hat eine katholische Kirche St. Martin aus dem Zeitalter des Barocks und Rokokos, die ziemlich am Ende des Ortes liegt". Punkt. Ein Anruf bei der Pressestelle der Erzdiözese München-Freising sollte eigentlich Klarheit bringen, schließlich sollte doch die Kirche wissen, welche Bauwerke ihr gehören und wann sie wer erbaut hat. Doch die Langengeislinger Kirche lüftet auch für die Herren aus der Erzdiözese nicht ihr Geheimnis. Die Auskunft nach längerer Suche in den Archiven und bei Kunsthistorikern erbringt eine etwas zerknirschte Antwort: "Leider wissen wir auch nicht mehr." Geheimnisvoller St. Martin.

© SZ vom 13.05.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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