Mitten in Erding:Gefiederter Beobachter

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Ein Bussard wacht auf einem Temposchild und wird damit weit unter Wert eingesetzt

Von Gerhard Wilhelm

Bayerns Innenminister Joachim Herrmann hat im vergangenen Jahr verkündet, dass bis 2025 mehr als 10 000 Polizistinnen und Polizisten bei der Bayerischen Polizei neu eingestellt werden sollen. Aus Sicht der Polizei fehlt eigentlich immer Personal, um den bösen Buben auf die Schliche zu kommen. Grundsätzlich eigentlich eine gute Sache, um schwere Straftaten aufzuklären und im besten Falle sogar vorbeugend zu verhindern.

So weit, so gut. Offenbar hat die Erdinger Polizei seit kurzem einen Weg gefunden, einen äußerst scharfsichtigen, wendigen und oft schwer zu erkennenden Mitarbeiter einzustellen. Der Neue ist ein wahrer Allrounder. Drohnen? Wozu? Selbst kleinere Täter erkennt er aus über mehreren hundert Meter Entfernung und selbst unter schwierigsten Lichtbedingungen wie im kontrastreichen Licht- und Schattenspiel innerhalb eines belaubten Waldes oder durch den Dunst eines diesigen Tages. Wo die Kamera einer Drohne versagt, hat das Auge des neuen Gesetzeshüters noch den Durchblick.

Und er ist super leise. Bei einer Verfolgungsjagd ist er der ideale Beschatter, da zudem kaum einer mit dem neuen Typ Sheriff rechnet. Und er ist schnell, unglaublich schnell. Wenn es sein muss, kann er mit Tempo 200 den Schurken packen. Und was aus Sicht seines Chefs, Innenminister Joachim Herrmann, auch ein Grund gewesen sein dürfte: der neue Kollege ist genügsam, ausdauernd, ihm ist es egal, ob er tagsüber, nachts, an Werktagen oder an Sonn- und Feiertagen eingesetzt wird, weil er nicht der Polizeigewerkschaft angehört.

Bei all den Fähigkeiten, die ihn geradezu prädestinieren bei der Kriminalpolizei eine Karriere zu starten, ist es eine Verschwendung, wenn man sehen muss, für was der Neue eingesetzt wird: zur schnöden Verkehrsüberwachung. Und so sitzt er nun oft alleine auf dem Tempo-80-Beschränkungsschild zwischen Tittenkofen und Erding und passt auf, dass keiner zu schnell fliegt, äh fährt. Allerdings kann man als Autofahrer auch Glück haben. Er lässt sich leicht ablenken. Außerdem hat ihm offenbar keiner erklärt, wer wirklich zu den bösen Buben gehört: Mäuse sind es jedenfalls nicht. Aber kaum sieht er eine mit seinem scharfen Blick, schon ist der "MB", wie der Mäusebussard in Insiderkreisen bereits genannt wird, auf der Jagd.

© SZ vom 09.01.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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