Mitten in Erding:Freundschaft in Brexit-Zeiten

Man muss die Feste feiern, wie sie fallen. Zumal, wenn es um bayerisch-britische Beziehungen geht

Kolumne von Regina Bluhme

Schnell eine Butterbreze beim Bäcker geholt. Doch so schnell wird es nicht gehen, denn die junge Frau vor der Theke und die Verkäuferin haben ein Problem zu lösen: Wie gelingt es, den riesigen rechteckigen Kuchen mit der Marzipan- und Schoko-Deko heil ins Auto zu transportieren? Mit der Alufolie wäre die Kundin einverstanden, doch die Bäckereifachverkäuferin befürchtet, dass dann die Schokoschrift kleben bleibt. Was steht da eigentlich auf dem Backkunstwerk? Vom Standort Kuchentheke aus ist ein weiß-blaues Rautenwappen zu erkennen, irgendein weiteres Wappen, über dem Ganzen steht die Zahl "10" und dann lässt sich noch "Anniversary" entziffern. Da feiert wohl jemand Geburtstag? Nein, antwortet die Kundin und lacht. "Wir feiern Freundschaft. Eine britisch-bayerische."

Vor zehn Jahren habe sie in einer Jugendherberge ein Paar aus Großbritannien kennengelernt, seither kommen die beiden jedes Jahr einmal zu Besuch zu ihr in den schönen Landkreis Erding. Die turbulenten Zeiten des Brexit täten der Verbindung keinerlei Abbruch, versichert sie. Das zehnjährige Bestehen werde gefeiert mit Kuchen und Deko und überhaupt - jetzt erst recht. Inzwischen hat die Verkäuferin Backpapier locker um den Kuchen drapiert. Sie besteht darauf, das Werk persönlich zum Wagen zu bringen. "Da muss man sehr aufpassen, dass auch ja nichts passiert." Ganz genau. Eine Freundschaft ist ein kostbares Gut, eine britisch-bayerische umso mehr.

© SZ vom 06.04.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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