Mitten in Erding:Entspannung statt Sport

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In Erding haben die Menschen verstanden, dass es nicht immer schnell gehen muss

Von Gerhard Wilhelm

Wer nicht regelmäßig Sport treibt, oder es mal wieder dabei übertreibt, kennt das am nächsten Tag: Muskelkater. Es zwickt und zwackt, jede Bewegung schmerzt. Entgegen früherer Annahmen sind die Ursachen dieses Schmerzes nicht übersäuerte Muskeln sondern vielmehr kleinste Verletzungen der Muskelfasern, die durch die Überforderung entstehen. Und dennoch sagen die Ärzte, dass ein Muskelkater kein Grund zur Besorgnis sei? Wegtrainieren lässt sich im übrigen ein Muskelkater nicht. Betroffene sollten stattdessen auf moderate Bewegung und Erholungsphasen setzen. Und: bei Muskelkater sollen warme Bäder und Saunagänge "wohltuend und sinnvoll" sein, da hierdurch die Durchblutung gefördert werde.

Für alle, die unter Sport eher die passive Variante am Fernseher oder im Stadion verstehen, ist so eine Aussage natürlich eine Steilvorlage. Erstens reicht schon ein bisserl aktive Betätigung wie zum Beispiel schnelleres Gehen, neudeutsch: Joggen, um eine schwere Muskelfaserverletzung vorzutäuschen und dann auf den Fußballer X zu verweisen, der sich danach auch erst einmal wochenlang schonen muss, ehe er wieder ins Training einsteigen darf. Früher konnte man sich nicht so leicht rausreden, denn es hieß: die sogenannte Übersäuerung vergeht schnell, weitermachen! Und zweitens hat man jetzt gute Gründe, vielleicht mal wieder ins Schwimmbad oder die Therme zu gehen - nur wegen der Gesundheit natürlich. Und das eine oder andere Weißbier trinken, um den in der Sauna entstandenen Flüssigkeitsverlust zu kompensieren.

Bei der VHS Erding zeigt sich im übrigen deutlich, dass die Leute verstanden haben, dass Entspannung gut ist und Sport für die kleinen Muskelfasern schlecht ist. Egal ob man sich für Zumba, Dance Fitness, Action Fitness, Ausdauer Indoor oder Outdoor und Fitness-Variationen interessiert: es gibt in den Kursen freie Plätze. Nur Pilates geht gut. Geht es um "Entspannung, Stressreduktion" wie Hatha Yoga und weitere Yoga-Angebote, dann sind bis zu den Sommerferien von 32 Kursen schon zwölf komplett belegt und zwei fast voll. Und was lernen wir daraus? Auch ohne wissenschaftliche Erkenntnisse haben die Leute schon vorher erkannt: Sport ist gut, aber am besten alles gaaaanz langsam.

© SZ vom 13.02.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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