Alle Erdinger dürfen jetzt bitte einmal tief durchatmen, sich die Angstschweißperlen von der Stirn tupfen und ihrem Stadtrat danken. Der hat soeben eine Katastrophe verhindert. Eine Katastrophe, von der beinahe niemand etwas gemerkt hätte.
Eigentlich lag den Stadträten die Wochenmarktsatzung ja nur vor, weil die Öffnungszeiten geändert werden sollten, um den der Stechuhr unterworfenen Amtsangestellten den mittäglichen Einkaufsbummel zu ermöglichen. Kein Problem. Doch Rainer Mehringer (FW) hat sich die Satzung noch einmal genauer angeschaut und ist über § 1(3) gestolpert, der das Feilbieten folgender Waren gestattet: "Rohe Naturerzeugnisse mit Ausnahme des größeren Viehs". Dann hakte er nach, was denn die Definition von "größerem Vieh" sei. Und plötzlich wurde es still im Rathaus. Denn natürlich ist "größerem" hier ganz klar Ansichtssache. Im Sinne der meisten mitteleuropäischen Landwirte sind beispielsweise Ziegen und Schafe eher klein. Doch andere mögen selbst ausgewachsene Eber für klein befinden. Man kennt das ja von Hundehaltern, die mit ihrem Dobermannrüden Gassi gehen und ängstliche Blicke mit den Worten "Der Kleine will nur spielen" beschwichtigen. Nun, da die Gesetzeslücke an die Öffentlichkeit dringt, wäre es also nur eine Frage der Zeit gewesen, bis verseuchte Hühner und wilde Ochsen auf dem pittoresken Schrannenplatz gewütet hätten. Und wer weiß, was kommt, wenn dem Wahnsinn einmal Tür und Tor geöffnet sind? Tiger? Elefanten?
Doch wie gesagt: Durchatmen. Die Stadträte sind all dem zuvorgekommen, sie haben die Satzung geändert, § 1(3) lautet nun: "rohe Naturerzeugnisse mit Ausnahme lebenden Viehs". Und wer nun denkt, die Satzung habe noch andere Lücken, man könne Donnerstagmittags sonst was auf dem Schrannenplatz veranstalten, dem gilt ein Auszug aus § 6: "Lustbarkeiten dürfen während der Marktzeit nicht stattfinden." Wäre ja noch schöner.