Mitten in Erding:Eine Frage der Länge

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Die Stadtverwaltung pflegt eine robuste Anrede, wenn es um Hecken geht

Von Mathias Weber

Den Staat mag keiner. Also, höchstens ganz abstrakt, schließlich finden es ja alle gut, dass es Krankenhäuser gibt, eine Müllabfuhr, Gymnasien, Musikschulen, Stadtwerke, einen Winterdienst und so weiter und so fort. Der Vorteil in diesen Fällen: Man muss nicht direkt mit dem Staat kommunizieren, man schmeißt dem Müllmann vielleicht mal ein Servus hin, geht in die Elternsprechstunde und spricht mit der Lateinlehrerin. Alles OK, auch bei schlechten Nachrichten machen die Leute ja nur ihren Job. Haarig wird es allerdings dann, wenn man direkt in Kontakt mit dem Staat tritt, mit Beamten womöglich. Dann reagieren beide Seiten schnell zickig.

Stadtrat Jürgen Beil (FW) hat kürzlich ein solches ungutes Aufeinandertreffen von Bürger und Behörde im Planungs- und Bauausschuss vorgetragen. Er berichtete von einem Hausbesitzer in Eichenkofen, dem - "zwei Tage vor Weihnachten!" - ein unangenehmer Brief aus dem Erdinger Ordnungsamt ins Haus geflattert sei. Man solle doch die Hecke stutzen, sie würde 15 Zentimeter über die Grundstücksgrenze auf den Bürgersteig hinausschauen. Bei Nichtbeachtung müsste eine Privatfirma anrücken, die Rechnung würde folgen.

Beil wedelte mit einem kleinen Bild der fraglichen Hecke umher und fragte in Richtung des Oberbürgermeisters, ob es denn eine solch drastische Sprache in der ersten Kontaktaufnahme zwischen Verwaltung und Bürgern bräuchte. Max Gotz (CSU) aber ließ sich nicht zu versöhnlichen Worten hinreißen, er nannte den Vorgang eine "Bagatelle" und erinnerte daran, dass es die Stadtverwaltung bisweilen mit sehr rabiaten Bürgern zu tun hat. Insofern, so konnte man ihn verstehen, sei eine robuste Anrede wohl nicht das Schlechteste. Grundsätzlich sei es einfach Aufgabe des Ordnungsamtes, für freie Gehwege zu sorgen. Die Mitarbeiter wären im Recht und überhaupt, mit dem Vorgang sei er gar nicht vertraut. "Ich bitte um Verständnis." Das war es dann mit der Zickigkeit, näher sind sich Bürger und Behörden nicht gekommen. Aber man darf davon ausgehen, dass die fragliche Hecke mittlerweile 15 Zentimeter kürzer ist.

© SZ vom 14.01.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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