Mitten in Erding:"Dos und Don'ts" bei der WM

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Spätestens wenn Deutschland sein erstes Spiel gegen Mexiko hat, wird Deutschland wieder zweigeteilt sein

Kolumne von Gerhard Wilhelm

Am Donnerstag, 14. Juni, beginnt die Fußball-Weltmeisterschaft in Russland. Spätestens wenn Deutschland am Sonntag, 17. Juni, um 17 Uhr sein erstes Spiel gegen Mexiko hat, wird Deutschland wieder zweigeteilt sein. Nicht in Ost und West, sondern in Fußballfans und Fußballuninteressierte, die bei Jogi eher an Joghurt denken. Auch die Arbeitgeber wittern schon wegen der WM den Zusammenbruch der Weltwirtschaft in einem Ausmaß, wie es nicht mal Trump mit Twitter schafft. 2,6 Milliarden Euro - so viel Geld gehe der deutschen Wirtschaft während der WM durch Fußball-Tratsch am Arbeitsplatz verloren, hat die Universität Hohenheim ausgerechnet. Dabei hat Prof. Dr. Markus Voeth, der Leiter des Fachgebiets Marketing und Business Development der Uni, angenommen, das nach jedem Spiel am nächsten Tag 16 Minuten Redebedarf besteht. Und was ist mit dem Spiel selber? Ums kurz zu machen: wer während der Arbeit Fußball guckt, egal wie, TV, Internet, dem kann gekündigt werden. Zum Glück sind die Deutschlandspiele etwas außerhalb der regulären Arbeitszeiten mit Sonntag und Samstag. Nur das letzte Vorrundenspiel findet am Mittwoch, um 16 Uhr, statt.

Die Anstoßzeiten sind auch gut fürs nachbarschaftliche Zusammenleben, denn jedes Spiel ist definitiv vor 22 Uhr beendet. Mangels großer Public Viewing Areas in Erding - vom Flughafen mal abgesehen - ist man ja fast gezwungen, den eignen Balkon oder die Terrasse zur Feiermeile zu erklären. Und damit es trotz günstiger Anstoßzeiten zu keinem Streit kommt mit den Fußballbanausen, hat der Mieterverein München "Dos und Don'ts" heraus gegeben oder auf russisch: "Delat' i vozderzhivat'sya".

Auch hier kann man sich kurz fassen: Feiern ja, aber 22 Uhr ist Schluss. Und mit der Deko sollte man nicht übertreiben. Wenn es schon eine Fahne sein muss, dann sollte sie nicht den Balkon des Nachbarn gleich verschatten. Aber spätestens am Sonntag, 15. Juli, ist - garantiert vor der Nachtruhe - ein Ende des Schreckens für Nichtfußballer, Arbeitgeber und sonstige Unbeteiligten (zum Beispiel Holländer und Italiener). Dann ist die WM zu Ende.

© SZ vom 12.06.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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