Mitten in Erding:Die Wirtschaft freut sich schon

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Am Valentinstag hat die Liebe Hochsaison. Aber gibt es da nicht noch weitere 364 Tage?

Von Gerhard Wilhelm

Franz Beckenbauer, der Kaiser, hat das immer schnellere Rennen der Zeit einmal in einem Werbespot treffend in einem Satz zusammen gefasst: "Ja, ist denn schon wieder Weihnachten?" Weihnachten ist zwar mittlerweile auch schon wieder Schnee von gestern - wenn denn am 24. Dezember einer gelegen hätte. Wer an den Schaufenstern der Geschäfte in der Erdinger Innenstadt vorbei geht, wird ja schon seit geraumer Zeit an den nächsten Meilenstein im Jahr erinnert, wenn es nach der Wirtschaft geht: den Valentinstag am 14. Februar. Im Werbetext wird der Tag ordentlich angepriesen: "Der Himmel hängt voller Geigen, Herzen überall, Liebe liegt in der Luft. Am Valentinstag hat die Liebe Hochsaison."

Und die Wirtschaft hat gleich die passenden Geschenke für die Liebste oder den Liebsten auf Lager: Das fängt bei den obligatorischen Blumen an, geht über Pralinen und hübschen Schmuck in allen Preisklassen bis hin zum romantischen Kurzurlaub. "Lassen Sie Ihre Blicke übers Meer schweifen, während Ihre Gedanken eins werden. Freuen Sie sich auf einen romantischen Kurzurlaub im Zeichen Ihrer Liebe - da sind Schmetterlinge im Bauch garantiert." Und volle Hotels und volle Kassen.

Ein Blick über die deutschen Grenzen zeigt, dass es auch ganz anders, zumindest ohne so vie Kommerz geht - wobei die Aussage "Ich liebe Dich" eigentlich eh an jedem der 365 Tage im Jahr passend ist und eigentlich auch keinen Erinnerungstag brauchen sollte. Und die vielen Singles gehen sowieso leer aus. In Südkorea gibt es deshalb zusätzlich zum Valentinstag noch den Black Day: Wer am 14. Februar leer ausging, betrauert dies am 14. April und isst Jajangmyeon (Nudeln mit schwarzer Soße). In Finnland wird der Valentinstag mehr als "Freundschaftstag" gefeiert, an dem man - meist anonym - denen, die man sympathisch findet, kleine Kärtchen schickt oder kleine Geschenke.

Also, liebe Liebende: Ob man dazu extra einen Tag braucht, um jemanden seine Liebe zu gestehen, ist so ein Sache. Wie beim Muttertag. Auch diesen Tag empfinden viele fast schon als Hohn, weil er suggeriert, dass man einen offiziellen Tag einführen muss, damit die Kinder jeden Alters mal an ihre Mutter denken. Also, wenn ihr schon was Kleines verschenken wollt oder auch vielleicht nur eine einzige Rose: Macht es an den anderen 364 Tagen im Jahr. Lieber öfters, weil ihr es so meint, und nicht, weil es einen Tag dafür gibt. Dann hat jeder öfters was davon: diejenigen, die geliebt werden, die Blumenhändler und die Schmuckgeschäfte übrigens auch.

© SZ vom 21.01.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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