Mitten in Erding:Die Psychologen gewinnen immer

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Wollen sie lieber dauerhaft die Winter- oder aber die Sommerzeit beibehalten? Vorteile hat beides

Kolumne von Petra Schnirch

Es ist also die Angst vor der Globalisierung. Deshalb lehnen die Menschen in Deutschland die Zeitumstellung ab. Behauptet zumindest ein Psychologe. Ein anderer hat analysiert, dass der zweimalige Zeit-Wechsel pro Jahr das Gefühl verstärke, die Welt sei aus den Fugen geraten. Doch damit soll ja Gott sei Dank bald Schluss sein.

Überlegen sollten sich auch die Erdinger schon mal: Wollen sie lieber dauerhaft die Winter- oder aber die Sommerzeit beibehalten? Vorteile hat beides. Bei einer dauerhaften Winterzeit ginge die Sonne hierzulande allerspätestens um 20.16 Uhr unter. Besonders freuen dürfte dies Veranstalter von Open-Air-Events: Endlich könnten sie früher starten. Oder Nachbarn von Biergärten: Endlich würden die Leute früher nach Hause gehen, denn wenn es dunkel wird, ist es häufig auch gleich ziemlich frisch. Oder die Badenden in den vielen Kiesweihern. Da dies dort meistens verboten ist, könnten sie abends - nach der Arbeit - eine Runde schwimmen - da sieht sie wenigstens keiner. Nachteil: Mit dem Genießen der letzten Sonnenstrahlen ist es auch vorbei.

Verdienste könnten sich aber auch Befürworter einer permanenten Sommerzeit erwerben, bei notorisch müden Lehrern beispielsweise. Denn bei einem Sonnenaufgang Anfang Januar gegen 9 Uhr morgens hätten sie dann ihre Ruhe: Notorisch müde Schüler würden in der ersten Schulstunde weiter vor sich hindämmern. Profitieren würde auch die Wirtschaft, der Coffee-to-Go-Umsatz würde sich mindestens verdoppeln.

Einschränkungen könnte der Wegfall der Zeitumstellung allerdings für die Reisefreiheit der Deutschen bedeuten. Denn wenn andere EU-Länder sich für eine andere Dauer-Zeit entscheiden, könnte dies den Urlaub erheblich beeinträchtigen: Die zweimalige Verschiebung müsste dann in innerhalb weniger Tage und vielleicht sogar öfters im Jahr bewältigt werden.

Die Herausforderung, das Richtige zu tun, lastet also schwer auf den Entscheidungsträgern. Gesichert aber ist das Auskommen der Psychologen - wenn die Winterzeit-Depressiven im Sommer der verlorenen Stunde Licht am Abend nachtrauern oder die Sommerzeit-Opfer an einem Wintermorgen nicht aus ihrem Tief herausfinden. Das Weltgefüge aber, das ist dann ganz bestimmt wieder in Ordnung.

© SZ vom 05.09.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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