Mitten in Erding:Die Post ist da

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Was für eine Überraschung am Morgen: Post von der Post! Sie wirbt um neue Mitarbeiter

Von Karin Kampwerth

Von der Bahn kennt man das ja: Sie ist ganz schön damit auf die Nase gefallen, als sie einst eine Werbekampagne ins Rollen brachte, die mit den markigen Worten "Die Bahn kommt" warb. Hohn und Spott waren dem Unternehmen sicher. Für die Pendler, die mal wieder auf ihren verspäteten Zug warteten, war das sogar ein echter Schenkelklopfer. "Die Bahn kommt - fragt sich nur wann?"

Mag sein, dass es an der schwerfälligen Kommunikation liegt, die ja in solch halbstaatlichen Unternehmen noch an den längst vergangen geglaubten Beamtenmodus erinnert, denn die Post macht es in diesen Tagen nicht besser. Gerade haben ihre Zusteller einen unbefristeten Streik begonnen, damit die in Regionalgesellschaften outgesourcten Mitarbeiter mit den Angestellten finanziell gleich gestellt werden, da startet die Post ausgerechnet eine Postwurfsendung, mit der das Unternehmen - ja, Sie lesen richtig - auf Personalsuche geht. "Verstärken Sie unser Team als Brief- und Paketzusteller in Freising, Erding, Markt Schwaben, Glonn, Zorneding und Vaterstetten" heißt es in dem Schreiben, das zugestellt werden konnte, während alle anderen Briefe laut Pressemitteilung des Streikleiters für den Postleitzahlenbereich 84 und 85 seit Tagen liegen bleiben.

Ausgetragen haben die Werbung, in der es weiter heißt, dass "gute Arbeit bei uns gut und zuverlässig bezahlt wird", wohl die wenigen Beamten, die die Post noch beschäftigt und die nicht streiken dürfen. Und Herr Deppe, der den Brief unterschrieben hat, hat es zweifellos eilig und gleich eine Antwortkarte beigelegt, die nicht einmal frankiert werden muss. "Bewerben Sie sich jetzt doch ganz schnell (...) ", fordert Herr Deppe die geneigten Leser weiter auf.

Bahn und Post haben also nicht nur eine gemeinsame Bundesvergangenheit, sie nehmen es beide auch nicht so genau mit dem Timing: Während die eine meistens zu spät ist, ist die Post in diesem Fall zum völlig falschen Zeitpunkt unterwegs.

© SZ vom 13.06.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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