Mitten in Erding:Die Fahrkarten bitte!

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Kontaktfreudige Kontrolleure sind eine wahre Freude. Einige Gesprächsnotizen

Von Antonia Steiger

Das Gejammer über die unpünktlichen S-Bahnen, man kann es eigentlich gar nicht mehr hören. Hin und wieder fahren sie halt nicht, ab und zu gibt es eine Verspätung. Stimmt schon. Und manchmal braucht die S-Bahn eben einfach ein Stündchen für eine paar Stationen, das kann schon mal passieren. Aber wozu aufregen? Wer aufgrund des Erreichens des Rentenalters aus dem Arbeitsleben ausgeschieden ist, der hat eh keinen Stress mehr in seinem Leben. Was hätte der denn noch für Termine? Einen Grund zum Jammern hat er dann gleich gar nicht mehr. Das findet zumindest die gut gelaunte Fahrkartenkontrolleurin, die sich jüngst mit stoischer Gelassenheit einem Fahrgast gestellt hatte, der sein Ticket vorweisen konnte, bei dieser Gelegenheit aber das Pünktlichkeitsmanagement der S-Bahn einer kritischen Würdigung unterzog, ebenfalls sehr freundlich und höflich. Sie könne ja auch nichts dafür, sagte der Fahrgast zur Kontrolleurin. Und da hat er sicher recht.

Es entspann sich ein angeregtes Gespräch, in dessen Verlauf die Kontrolleurin beweisen konnte, dass sie ihre Lektion im Umgang mit unzufriedenen Kunden gelernt hatte. So schlimm sei das doch auch nicht, sagte sie. Und das mit der ganzen Eile und dem Stress: "Sie arbeiten doch gar nicht mehr. Was haben Sie denn noch für Termine?" Ihr tollstes Argument hatte sich die geschmeidige Kontrolleurin für die Schlussrunde aufgehoben: Es gebe gar nicht so viele Beschwerden von S-Bahn-Kunden über die Unpünktlichkeit der Bahn. Sagen die Chefs. Und dann kann es auch gar nicht so schlimm sein. Alles nur Einzelfälle.

Wer diese Epsidoe nun als Steilvorlage für einen kleinen Beschwerdebrief nutzen möchte, dem sei gesagt: Adressat dafür ist die DB Regio Bayern als Betreiberin der Münchner S-Bahn und nicht die Zeitungsredaktion. Uns halten die Bahnfahrer bereits prima auf dem Laufenden.

© SZ vom 06.07.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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