Mitten in Erdíng:Der Krieg im Garten

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Der Kampf um einen Englischen Rasen wird vielfälltig geführt. Die Natur lässt sich aber nicht unterkriegen

Kolumne von Gerhard Wilhelm

Nachdem sich der Winter offenbar jetzt tatsächlich geschlagen gibt, können Gartenbesitzer endlich wieder das Schlachtfeld Garten eröffnen. Denn nichts anderes findet in den grünen oder auch bunten deutschen Privatparks statt, ein permanenter Krieg.

Es ist ein Kampf, der eigentlich nie gewonnen werden kann, der aber von vielen Hobbygärtnern mit Vehemenz und Gnadenlosigkeit geführt wird, um Beete und vor allem die Perfektion des Englischen Rasens, dem Traum aller Rasenliebhaber, der für sattgrün, gepflegt und dicht steht, zu erhalten.

Doch dem entgegen steht Mutter Natur mit ihrem unerschöpflichen Waffenarsenal: im Repertoire sind zum Beispiel Ameisen. Plötzlich entstehen mitten im Grün kleine Hügel, auf denen es von den kleinen schwarzen Tieren wimmelt. An zweiter Stelle stehen Wühlmäuse und Maulwürfe. Dummerweise stehen Maulwürfe unter Naturschutz, was aber nicht jeden Hobbygärtner angesichts des Schocks der großen Erdhügel im Garten davon abhält, zu allen Mitteln zu greifen. Im Internet kursieren Tausende Methoden, von Chlorwassereinsatz über Vibrationsgeräte bis hin zu Seifenlauge mit gekochten Nüssen darin, um das Ungeheuer zu vertreiben. Aber auch vor dem Giftgaseinsatz wird verbotenerweise nicht zurück geschreckt. Wenn das mal Trump erfährt, sieht der schöne Rasen nach dem Einschlag einer Cruise Missile aber anders aus: Gut, der Maulwurf dürfte dann auch weg sein.

Zur absoluten Geheimwaffe der Natur gehören aber kleine, hinterhältige Wesen, die sozusagen als Fünfte Kolonne tätig sind: Gartenlaubkäfer. Sie gehören zu den größten Schädlingen des Rasens. Ihre Engerlinge fressen die Wurzeln der Gräser und können bei starkem Befall ganze Rasenflächen zerstören. Ein Albtraum, der jeden Hobbygärtner in den Wahnsinn treibt.

Doch Mutter Natur hat noch vieles auf Lager, um den Traum vom makellosen Rasen platzen zu lassen. Ein kleiner Auszug, der leidenschaftliche Gärtner erschauern lässt: Löwenzahn, Disteln, Gänseblümchen, Ackerschachtelhalm, diverse Pilze, Klee, Moos, Quecke, Giersch ... Der Krieg ist nicht zu gewinnen. Wer dies erst mal erkannt hat, wird zum Blumenwiesenfan. Auch, wenn dies dann zum Krieg mit dem noch optimistischen Nachbarn führt.

© SZ vom 14.04.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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