Mitten in Erding:Braune, schleimige Monster

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Wenn Nacktschnecken in das Reich eines Gärtners eindringen, kommt bei vielen die Lust zu Töten auf

Von Gerhard Wilhelm

An dieser Stelle soll es mal wieder über das Wetter gehen. Über das Wetter kann man ja bekanntlich immer reden und wenn es nur als Lückenfüller zwischen viel Schweigen ist ("Schönes Wetter haben wir, nicht?"). Aber diesmal ist nicht der furchtbar nasse Sommer das Thema, sondern die Nutznießer: Arion vulgaris - gemeinhin als die Nacktschnecke oder Spanische Wegschnecke bekannt. Kaum wird es schön feuchtwarm und nass, schleimen sie sich aus ihren dunklen Verstecken und kriechen Richtung ihres Futters.

Bei vielen Gartenbesitzern löst ihr Anblick, besser gesagt ihr massenhaftes Auftreten, puren Hass aus und jeglicher Tierschutzgedanke ist angesichts abgefressener Blumen oder Salatköpfe ausgelöscht. Nur weniges ist vor den braunen, schleimigen Monstern sicher. Die Hängepetunie "Blue Stardust", am Vortag hat sie noch ihre blauvioletten Blüten freudig der Sonne entgegen gestreckt. Und jetzt: kahle Stengel, dazwischen fressende Schnecken dicht an dicht.

Bei diesem Anblick kann das ansonsten rational denkende Gärtnergehirn schon mal eine Aussetzer haben und er wird zum Massenmörder. Beim Thema Nacktschnecken im Garten hört der Spaß auf. Liebe Tierfreunde, jetzt bitte mal die nächsten Sätze überlesen, denn dem Menschen fallen viele Tötungsarten ein: Viele Gartenbesitzer verwenden Schneckenkorn, um die gefräßigen Gartenschädlinge loszuwerden. Der Wirkstoff in dem Korn lässt die Tiere sterben - ist noch relativ okay. Es gibt aber auch Menschen, die greifen zur Schere oder zum Salzstreuer. Beides kein schöner Anblick. Das Salz entzieht den Tieren das Wasser und die Schleimproduktion kommt zum erliegen, aus den Schneckenkörper quillt ein dichter weißlicher Schaum. Bestimmt kein schöner Tot. Aber auch Halbveganer (Lederbekleidung geht) sind schon beim Anblick kahl gefressener Salatköpfe ausgerastet.

Es gibt aber auch mehr oder weniger wirksame Methoden den Tieren zu Leibe zu rücken. Empfohlen wird unter anderem Kaffeesatz (die Bitterstoffe im Kaffee sollen die Schnecken vertreiben), Schneckenbarrieren aus Kupfer (das daraus gelöste Kupfer soll giftig wirken), der Einsatz von natürlichen Feinden wie Igel, indische Laufenten oder Erdkröten (die lassen sich aber schwer zähmen, so dass sie auf Abruf da sind) oder Bierfallen. Letztere helfen tatsächlich, sollte man aber mit Vorsicht anwenden, wenn man Nachbargärten hat. Die Anlockwirkung des Bieres kann nämlich leicht zum Bumerang werden und auch Schnecken aus dem Nachbargarten oder von außerhalb anlocken - freut den Nachbarn aber bestimmt. Die Tiere ertrinken. Gestandene Biertrinker sehen das bestimmt als schönen Tod an, getreu dem Spruch: "Ich wünsch mir einen Biersee, so groß wie der Schliersee . . ."

© SZ vom 06.08.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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