Mitten in Erding:Blick in die Zukunft

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Die geplante Logistik- und Gewerbehalle im Westen Erdings löst so manche Horror-Fantasie aus

Von Gerhard Wilhelm

Erding im Jahre 2030: Im Westen der Stadt erhebt sich eine gigantische Halle, die wegen ihrer Höhe im Sommer schon um 18 Uhr die Häuser im Osten verdunkelt. Im Umkreis wohnt das sogenannte Logistiker-Prekariat in einfachen Hütten, weil sie sich die hohen Mieten nicht leisten können. Rund um die Uhr lassen Gigaliner mit 25 Meter Länge den Boden ob ihres Gewichts erzittern, wenn sie Güter zur Halle fahren oder von dort abholen. Da sie oft nur mit Mühen um manche Kurven kommen, staut sich der Verkehr kilometerlang. Erst der Flughafen, dann die Logistikhalle: Viele hatten gewarnt, dass es so kommen wird, aber keiner wollte hören.

Erding 2017 - vor dem Bau: In der Diskussion über die geplante Logistik- und Gewerbehalle prallen Ansichten aufeinander. Die Befürworter argumentieren, dass die geplante Halle mit 19,5 Meter sogar noch unter der möglichen Höhe sei, die in der Umgebung zulässig sei und dass es sich eigentlich um acht Hallen und einem Dach handelt. Und dort könnten sich nur kleinere Logistiker ansiedeln, die keine Gigaliner benötigen. Die Gegner platzieren in einer Simulation die Halle in die Altstadt, um zu zeigen, dass dann die Erdinger Silhouette zerstört sei. Zum Vergleich: der Stadtturm hat eine Gesamthöhe von 46 Meter. Zudem würden diese Logistiker nur Einpendler anziehen, da in Erding Vollbeschäftigung herrsche. Dies würde, abgesehen vom Lieferverkehr noch mehr Fahrzeuge auf den Straßen bedeuten. Und die Jobs seien Beschäftigungen im Niedriglohnsektor. Damit leben kann in der Hochpreisregion München keiner so Recht: zu viel zum Sterben und zu wenig zum Leben.

Recht haben im Prinzip beide. Wenn auch bei verschiedenen Punkten. Ja, es ist zu befürchten, dass sich Logistikbetriebe ansiedeln werden, die keine Löhne zahlen wie in Banken oder manchen Dienstleistungsbereichen. Aber Tatsache ist leider auch, dass man sich schon als Otto-Normalverdiener mit Familie das Leben hierzulande kaum leisten kann, ohne dass beide Vollzeit arbeiten. Aber ist gar keine Jobs zu schaffen die Lösung? Abgesehen von der Gewerbesteuer, die die Stadt braucht, um die nötige Infrastruktur zu schaffen und zu erhalten. Die Planung ist zudem mit der Schaffung von bezahlbaren Gewerbefläche für heimische Handwerker verbunden.

Der Verkehr wird mehr werden. Stimmt auch. Aber die Logistiker werden sich am Flughafen orientieren. Und ebenso überwiegend die Flughafentangente benutzen. Dass die ausgebaut werden muss, ist allen klar. Die Planungen für einen vierstreifigen Ausbau laufen.

Woran sich die Gegner am stärksten stören: die Dimension der Halle mit circa 270 auf 310 Meter. Würden acht einzelne Hallen dort gebaut werden, würde es wohl kaum einen stören. Aber das kommt teurer. Vielleicht wäre es aber eine Lösung, mit der alle leben können.

© SZ vom 04.03.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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