Mitten in Erding:Bayerische Narrenzeit

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Wer Bier gern mag, für den beginnt jetzt die goldene Jahreszeit. Ein bisschen Geld muss man halt einstecken.

Von Gerhard Wilhelm

Was dem rheinischen Jecken der Karneval ist, ist für den Bayern die Volksfestzeit. Rund 200 zählt der Volksfestkalender heuer. Los geht es Anfang März mit dem Gögginger Frühlingsfest bei Augsburg und Schluss ist mit dem Kathreinmarkt in Kempten Ende Oktober. Wenn es kalt wird, schmeckt auch dem härtesten Urbayer die Mass Bier im ungeheizten Zelt nicht mehr. Abgesehen davon, dass eine Heizung in einem Volksfestzelt gar nichts zu suchen hat. Ein paar dieser Heizpilze sind gerade noch erlaubt. Soll der preußische Jeck sich doch den Hintern bei seinem Karneval abfrieren.

Wer jetzt noch verstärkt in die Mass-Saison einsteigen will, hat gute Karten, wenn er sorgfältig plant und eine mittleres (bei ländlichen Festen) bis hohes Volksfestbudget (wenn es unbedingt das Oktoberfest sein muss) angespart hat. Der Auftakt in die Herbstsaison kann gleich in Erding gemacht werden. Dort geht es am heutigen Freitag, 26. August, los. Bis zum Sonntag, 4. September, kann der Aufnahme des bayerischen Lebensmittels Nr. 1, dem Bier, gefrönt werden. Man muss nur läppische 7,30 bis 7,60 Uhr für die Mass Bier hinblättern. Einen Tag länger dauert das "Traditionsvolksfest Mühldorf", das ebenfalls am 26. August startet. Die Mühldorfer haben sogar einen Online-Ticker, der die Zeit bis zum "Ozapft is!" runter zählt. Die Programmierung kostet wohl: die Mass Bier ist in Mühldorf für 8,20 Euro erhältlich. "Zenz' song ma neine!"

Von Erding oder Mühldorf kann man nahtlos nach Freising weiter wanken. Dort wird von Freitag, 2. September, bis Sonntag, 11. September, gefeiert. Ein Countdown läuft auch dort im Internet, aber das hat offenbar keinen Einfluss auf den Bierpreis, da versuchen die Freisinger in die Fußstapfen der Dachauer zu treten, die traditionell den billigsten Bierpreis in Deutschland haben: 5,70 Euro heuer - aber keine Chance mehr, es ist seit vergangenem Sonntag zu Ende. Eine Mass Bier ist in Freising für 7,10 Euro zu bekommen. Respekt!

Da wollen sich die Moosburger nicht lumpen lassen und verlangen bei der Moosburger Herbstschau von Freitag, 9., bis Sonntag, 18. September, nur 6,40 Euro für die Mass. Was gut ist, denn dann geht das größte Massenspektakel und Besäufnis der Welt auch schon los: das Münchner Oktoberfest (Samstag, 17. September, bis Montag, 3. Oktober). Und das ist so richtig teuer. Heuer müssen für die Mass Bier zwischen 10,40 und 10,70 Euro der Bedienung überreicht werden. Die einen nennen es Wegelagerei, andere - Australier, Italiener, Engländer und Amis zahlen einfach, bis das Bier Oberkante Unterlippe ist (oder noch eine Mass drauf). Bayern sieht man deshalb immer weniger auf der Wiesn. Mittags vielleicht noch vereinzelte Exemplare mit Familie. Wer sein Budget bis zur Wiesn eh schon versoffen hat, der kann aber auch anders an Oktoberfestbier kommen. Im einschlägigen Getränkehandel kostet der Träger rund 18 Euro. Macht umgerechnet 1,80 Euro für die Maß Bier.

© SZ vom 26.08.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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