Mitten in Erding:Ansteckende Zipperlein

Lesezeit: 1 min

Wir haben es geahnt, jetzt wissen wir's: Wer anderen Gesprächen lauscht, der kann sich anstecken!

Von Claudia Koestler

Irgendwie haben wir es immer geahnt, das mit der Ansteckungsgefahr. Dabei wollten wir in der Mittagspause nur mal schnell ins nächste Café, um den Koffeinspiegel wieder auf Betriebsniveau zu heben. Doch davon lenkten zwei Damen mittleren Alters am Nebentisch ab mit ihrer Unterhaltung.

Eine der beiden, mit Brosche am Revers und akkurat gelegten lila Dauerwellen, wetzte auf ihrem Stuhl hin und her. Und schon fragte die Frau gegenüber: "Jetzt sag nur, du hast immer noch mit dem Knie zu tun?" Die Gefragte gab sich leicht entnervt: "Erwähne es bloß nicht. Immer wenn ich sitze, dann zieht es ganz fürchterlich, und strahlt bis in den Knöchel und in die Hüfte aus." Die andere fragte besorgt nach: "Normal ist das nicht! Was sagt denn der Arzt?" Die Dame mit Knieproblem winkte mit einem kurzen "Ach" erst ab und setzte dann erneut an: "Der sagt, ich soll mich mehr bewegen, spazieren gehen und so. Aber das sagt der so leicht: Dann fangen diese Rückenschmerzen an, und außerdem schlottert dann das Schultergelenk wieder so." Die andere nickte und seufzte: "Ja, ja, irgendwas tut immer weh." Abwechselnd schilderten sie sich weiter ausführlich ihre Beschwerden von Kopf bis Fuß. Bis er plötzlich selbst da war, ein ziehender Schmerz im linken Knie beim Aufstehen vom Nachbartisch. Von der Hüfte zog sich ein taubes Gefühl bis ins linke Bein, das beim ersten Schritt leicht einknickte. Irgendetwas war wohl auch im Rücken verdreht. Und erst die Schulter, völlig verspannt, oder gar schon schlotternd? Wir haben es geahnt, jetzt wissen wir's: Wer anderen Gesprächen lauscht, der kann sich anstecken!

© SZ vom 25.03.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: