Mitten in Erding:Anschauen ist erlaubt

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Es ist nicht jedem vergönnt, in dieser Stadt zu leben. Manche wollen sich wenigstens mal ein bisschen umsehen - und zahlen dafür einen hohen Preis

Kolumne von Antonia Steiger

Leider Gottes, der Wohnraum ist knapp in Erding. So viele Menschen wollen gerne nach Erding ziehen, und daran ist die Stadtpolitik nicht ganz unschuldig. Vor vielen Jahren wurde sie zwar heftig angefeindet für ihre Pläne, die Innenstadt zu sanieren. Sie ließ sich aber nicht beirren, und jetzt haben wir den Salat: Erding ist so hübsch geworden, dass viele hier wohnen wollen. Sogar weit gereiste frühere Fliegerhorstkommandeure entscheiden sich für Erding als ihren Ruhesitz. Spätere Politikergenerationen taten ein Übriges: Schulen sind saniert, das Hallenbad wird nicht geschlossen, sondern erweitert. Und das Erholungsgebiet am Kronthaler Weiher mausert sich zu einem Hot Spot für bewegungsfreudigen Jugendlichen aus der gesamten Region. Erding gewinnt weiter an Anziehungskraft. Bei Menschen jeder Altersklasse.

Zwar ist es nicht jedem vergönnt, in dieser wunderbaren Stadt zu leben. Aber schauen wird man ja wohl noch mal dürfen, oder? Das denkt sich in diesen Tagen die Volkshochschule Grafing aus dem Nachbarlandkreis Ebersberg und bietet den Teilnehmern im Rahmen der vom bayerischen Umweltministerium organisierten Bayerntour Natur am kommenden Samstag eine Wanderung entlang der Sempt an. Erlebnisreich, sportlich, kreativ, genüsslich und naturwissenschaftlich. So sollen sich die Erlebnisse bei der Bayerntour Natur anfühlen. Dazu trifft man sich um 10 Uhr am S-Bahnhof in Altenerding, dann geht es auch gleich los: "Von der Ursprungssiedlung Altenerding mit seiner herrlichen Pfarrkirche führt ein schöner Spaziergang der Sempt entlang durch den großen Stadtpark in die historische Altstadt von Erding." Dass sich der Erdinger Stadtpark im Moment in einem eher nicht so repräsentablen Zustand befindet - geschenkt. Der Begeisterung der Besucher wird das sicher keinen Abbruch tun, es geht ja noch weiter: "Die einstige Herzogstadt mit ihren schönen Plätzen und den kleinen Straßen lädt zum Schauen und Bummeln ein."

Das lässt man sich doch gerne was kosten: Stolze 25 Euro verlangt die VHS Grafing von ihren Kunden für diesen kleinen Spaziergang und wirft damit die Frage auf, ob dies ein lohnendes Geschäftsmodell sein könnte: Eintritt verlangen von Menschen, die Erding wenigstens mal anschauen wollen.

© SZ vom 26.06.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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