Mitten in Erding:Alte Besen laufen gut

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Die genaue Anzahl der Laubsauger: unbekannt. Das Gesamtgewicht des gesammelten Laubs: nicht vermerkt

Von Regina Bluhme

Es ist Herbst und auf den Erdinger Straßen lungern mal wieder haufenweise Blätter herum. Da und dort röhrt ein Laubsauger. Die einen freuen sich, dass das lästige Laub endlich aufgeräumt wird, die anderen schimpfen über den Lärm. Also schnell mal angerufen bei der Pressestelle der Stadt. Wie viele Laubsauger sind denn momentan im Einsatz? Ja mei, im Grunde sei jetzt der normale Fuhrpark mit seinen Reinigungsmaschinen unterwegs, ist zu erfahren. Die genaue Anzahl der Laubsauger: unbekannt. Das Gesamtgewicht des gesammelten Laubs: nicht vermerkt. Immerhin erfolgt der Hinweis auf die "Verordnung der Stadt Erding zum Schutz vor unnötigen Störungen".

Klingt ganz interessant, hat aber als Info leider nicht viel mehr zu bieten, als dass ruhestörende Gartenarbeiten nicht frühmorgens, mittags und spätabends durchgeführt werden dürfen. Nun gut, dann ein Anruf bei der Kompostieranlage. Das geht sehr schnell, denn hier hat man leider keine Zeit für ein Gespräch. Ach Mensch! Aber es wird doch ein paar Erdinger geben, die mit Nachbarn über Laubsauger oder fremde Blätter im Garten streiten? Nein, sagt das Amtsgericht Erding. Hier seien keinerlei herbstliche Streitigkeiten bekannt. Manchmal hat man als Journalist wirklich Pech. Der einzige, der kein Blatt vor den Mund nimmt, ist der Geschäftsführer eines Hausmeisterservices. Er schimpft auf verständnislose Mieter, die sich über den Lärm von Laubsaugern beschweren. Für ihn ist das unverständlich: Bei großen Anlagen bräuchte man nun wirklich nicht mit dem Besen anzufangen - zu viel Zeit und Personalaufwand.

Das reicht nicht für eine Story. Letzter Versuch in einem Bau- und Gartencenter. Wie läuft der Verkauf von Laubsaugern? Geht so, ist die Antwort. Der große Ansturm sei schon seit ein paar Jahren vorbei. Aber bei den Besen laufe es sehr gut. Täglich würden hier mehrere Modelle verkauft, sagt der Filialleiter. Neben Fächerbesen aus Metall seien immer noch die guten, alten Stroh- und Reisigbesen gefragt. "Früher wurden die ja alle per Hand gemacht", fügt er hinzu. Aber das ist eine ganz andere Geschichte.

© SZ vom 18.11.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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