Mitten in Erding:Akustisch in die dritte Jahreszeit

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Zwar macht der Sommer noch ein paar späte Zuckungen, aber aufzuhalten ist der Herbst wohl doch nicht. Zu Freunde mancher Laubbläserbesitzer

Kolumne von Gerhard Wilhelm

Zwar macht der Sommer noch ein paar späte Zuckungen, aber aufzuhalten ist der Herbst wohl doch nicht. Und das ist nicht nur an der Verfärbung der Blätter an den Bäumen zu sehen, nein, auch akustisch ist vielerorts die dritte Jahreszeit zu hören, denn spätestens wenn das erste Blatt den Ast verlässt, um zu Boden zu schweben, wartet unten schon jemand mit einem Laubbläser.

Manchmal denkt man sich, dass die stolzen Besitzer dieser Lärmhöllenmaschinen schon den ganzen Sommer darauf warten, dass es endlich Herbst wird und sie zur Tat schreiten können - die Uhrzeit spielt keine Rolle, die Natur kennt ja auch keine Stunden. Auch, wenn es den Nachbarn senkrecht im Bett stehen lässt, wenn der Rückenlaubbläser "mit seinen kräftigen 1,7 PS und 43 Kubikzentimeter Hubraum" morgens gestartet wird. Ja, auch in der Laubbläserbranche geht der Trend zu mehr Power, wie beim Auto. Kleinwagen sind out, in ist, wer einen SUV fährt beziehungsweise beim Laubbläser einen Mehrtakter in Besitz hat. In der Werbung liest sich das so: "Mit seinem kraftvollen 2-Takt-Verbrennungsmotor erzeugt er einen kräftigen Luftstrom, von bis zu 0,2 m³/s, mit diesem können auch größere Mengen Laub kinderleicht bewegt werden". Sprich: der pustet einfach alles weg.

Fragt sich allerdings: wohin mit dem bewegten Laub? Zum Nachbarn? Wäre eine Idee. Aus den Augen, aus dem Sinn. Fragt sich, ob einen der Nachbar, der eh schon aus seinem Schlaf gerissen wurde, einen dann noch weiter grüßt. Also auf einen Haufen pusten, was gar nicht so leicht ist, weil der Luftstrom so kräftig ist, dass genaues Laubzielen unmöglich ist. Aber wie sang Markus schon: "Ich geb Gas, ich will Spaß".

Es gibt aber auch noch Traditionalisten, die Grünen unter den Gärtnern. Wenn sie sich der Laubbeseitigung widmen, dann ist nur ein leises Kratzen zu hören. Die Blätter werden nur leicht aufgewirbelt und landen am Schluss auf einem akkuraten Haufen. Und das alles mit dem leichten Handrechen statt einem mehrere Kilogramm schweren Laubbläser. Und ein bisserl Bewegung in der frischen Luft hat noch keinem geschadet.

© SZ vom 13.10.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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