Mitten in Erding:2015 - ein geruhsames Jahr

Lesezeit: 1 min

Mehr Eheschließungen, weniger Scheidungen und weniger Feste: Die Statistik der Stadt Erding legt die Vermutung nahe, dass es im vergangenen Jahr ruhig zugegangen ist.

Von Antonia Steiger

Es lebt sich in Erding entspannter als anderswo. Die Menschen haben ein geregeltes Auskommen, die meisten zumindest. Sie wohnen in einer Stadt, in der Geld da ist, um Schulen, Kindergärten und Spielplätze in Ordnung zu halten. Die Politik sieht sich nicht dazu gezwungen, an den wichtigen Dingen zu sparen, im Gegenteil. In Erding ist auch noch Geld da für eine Parksanierung und für ein schönes Museum. Wer in so einer aufgeräumten Gegend wohnt, kann sich womöglich leichter entspannen, hat weniger Stress und mehr Frieden auch im Privatleben. Ein Blick in den Jahresbericht 2015 könnte in der Tat zu dieser der Annahme verleiten.

Weniger Scheidungen, mehr Eheschließungen und Lebenspartnerschaften und mehr Geburten verzeichnet das Rathaus für das Jahr 2015. Diese Zahlen liegt allesamt unter denen der vorangegangen fünf Jahre. Selbst die Zahl der Ummeldungen innerhalb der Stadt Erding ist niedriger als in den vergangenen fünf Jahren. Was ist da passiert?

Wer die Statistik nach relevantem Zahlenmaterial durchforstet, stellt fest, dass 2015 offenbar ein langweiliges Jahr war: 122 Feste genehmigte das Rathaus im Rahmen der Gaststättenerlaubnisse. Man errät es leicht: so wenig wie noch nie in den vergangenen fünf Jahren. Aber wie vertrieben sich die Erdinger die Zeit? Mit Lesen offenbar nicht, die Ausleihen in der Bücherei sind zurückgegangen, und zwar in fast allen Bereichen. Auffallend ist die rasante Abwärtsspirale, in der sich das Interesse an Romanen befindet: Nach 47 937 Ausleihen im Jahr 2011 waren es 2015 noch 40 606. Doch bevor sich Widerstand in Form eines Leserbriefs Bahn bricht, sei hinzugefügt: Die Online-Ausleihe hat zugelegt. In ihrem dritten Jahr haben die Nutzer 27 710 Mal davon Gebrauch gemacht. Die allgemeine Laschheit des Jahres 2015, sie machte auch nicht vor den Journalisten Halt: In null Fällen wandten sie sich mit einer Frage an das Stadtarchiv, dementsprechend uninteressant ist offenbar die Berichterstattung gelungen. Denn auch die Zahl der archivierten Presseartikel hat einen neuen Tiefststand erreicht: In 2282 Fällen hielt man es im Rathaus für angebracht, einen Zeitungsartikel zu kopieren und ihn dem Archiv hinzuzufügen. Das war auch schon mal mehr.

© SZ vom 07.06.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: