Mitten in Dorfen:Nostalgische Kennzeichen

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Wenn Füssen als zweitgrößte Stadt im Landkreis Ostallgäu ein eigenes Autokennzeichen haben darf, warum sollte man solche Überlegungen nicht auch bei uns anstellen können? In Dorfen wäre man sicher davon erbaut

Von Thomas Daller

Die Pfingstferien waren wieder einmal eine schöne Gelegenheit, mit den Kindern etwas zu unternehmen. Wir waren im Bayernpark, ein Kollege war im Ostallgäu, um sich mit der Familie unter anderem Neuschwanstein anzusehen. Dabei ist ihm aufgefallen, dass ein Großteil des Schlosses noch gar nicht fertig gestellt ist; eine Baustelle sozusagen. Unvollendet seit 150 Jahren. Sagen Sie das aber bitte nicht den Berlinern, sonst können wir die mit ihrem Flughafen nicht mehr veralbern.

Doch wir schweifen ab. Eigentlich wollten wir auf Füssen zu sprechen kommen, mit mehr als 14 000 Einwohnern die zweitgrößte Stadt im Landkreis Ostallgäu und somit vergleichbar mit Dorfen im Landkreis Erding. In Füssen nämlich boomt das nostalgische Kennzeichen. Viele Autos in der Stadt sind mit einem FÜS-Kennzeichen unterwegs statt mit OAL. Seit 2012 dürfen diese Altkennzeichen, die im Zuge der Gemeindegebietsreform 1978 weggefallen sind, ja wieder ausgestellt und verwendet werden. Vorher war so etwas nur noch bei Altfahrzeugen zugelassen; bei Bulldog-Oldtimertreffen sah man gelegentlich auch in unserer Region die WS-Schilder für die damals aufgelösten Landkreise Wasserburg oder VIB für Vilsbiburg. Das hätte im Übrigen auch anders ausgehen können: 1977 stand es Spitz auf Knopf, dass der Landkreis Erding von der Landkarte verschwunden wäre. Es war die Rede von einer Aufteilung unter die Landkreise Freising, der die Stadt Erding erhalten sollte, Landshut, Ebersberg, Mühldorf, Wasserburg und München.

Diese Notschlachtung blieb dem Landkreis Erding erspart, stattdessen fiel der Landkreis Wasserburg der Gebietsreform zum Opfer. Ansonsten wäre ED jetzt ein Retro-Kennzeichen. Wenn nun aber beispielsweise Füssen als zweitgrößte Stadt eines Landkreises ein eigenes Kennzeichen haben kann, warum sollte man solche Überlegungen nicht auch bei uns anstellen können? In Dorfen wäre man sicher davon erbaut. Sind doch die Dorfener für ihren Lokalpatriotismus bekannt. Aber was für ein Kennzeichen sollte man nehmen, in Ermangelung eines mit einem historischen Hintergrund? D geht nicht, das steht schon für Düsseldorf. DO auch nicht, das ist Dortmund. DOR? Gibt es nicht in Nordrhein-Westfalen ein Dormagen? Egal. DOF? Super, DOF ist noch nicht vergeben. Aber, äh ... Ach, vergessen Sie es, ist vielleicht doch keine so gute Idee.

© SZ vom 15.06.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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