Mitten in Dorfen:Nägel mit Köpfchen

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In Dorfen ist man mittlerweile daran gewöhnt, kurzfristig größere Bestellungen zu erledigen

Von THOMAS DALLER

Des is des Richtige für einen Weicheifakir", schmunzelte eine Passantin, als sie die originelle Sitzbank sah, die Freddy Blüml für die Aktion "Dorfen in Sitzlaune" beigesteuert hatte. Der Freddy, muss man wissen, ist nicht nur kompetenter Ansprechpartner für alle Handwerker und Hobbybastler, die beim "Ziegler" Werkzeug und Material kaufen, sondern in seiner Freizeit widmet er sich selbst dem Kunsthandwerk; bevorzugt dem Drechseln. Für die Sitzbank hat er als Untergestell ein Stück von einem dicken Birkenstamm genommen und so zurechtgesägt, dass er nicht mehr ins Rollen kommen kann. Und dann hat er Ziernägel, die mit ihren großen Köpfen aussehen wie die alten handgeschmiedeten, verschieden tief eingeschlagen, so dass zweimal die Negativform eines Gesäßes entstanden ist. Deshalb der "Weicheifakir", weil man auf den Köpfen sitzt und nicht auf den Spitzen. Das originelle Möbel inspiriert auch andere zu Scherzen: Stefan Tremmel, Vorsitzender des Dorfener Gewerbevereins, behauptet, dass der Freddy deswegen Nägel genommen habe, weil ihm die Schrauben ausgegangen seien. Denn, und das sei tatsächlich wahr, für den G-7-Gipfel habe man beim Ziegler angefragt, ob sie eine größere Ladung Schrauben nach Elmau liefern könnten. "Vermutlich, um die Zäune zu befestigen", sagte Tremmel. "Da haben die wohl bei mehreren Eisenwarenhandlungen in der Region nachgefragt." Aber in Dorfen sei man ja mittlerweile daran gewöhnt, kurzfristig größere Bestellungen zu erledigen. "Als Antenne Bayern kürzlich das Konzert in der Stadt gegeben hat, haben die sie einen Teil ihrer Elektroverkabelung vergessen", sagte Tremmel. "Die haben dann bei mir angerufen, ob wir 50 Dreifachstecker liefern können." Tremmel konnte.

Als wir die Anekdote in der Redaktion erzählen, sagt ein Kollege, dass er immer schon den Standpunkt vertreten habe, die Dorfener Geschäfte seien bestens sortiert. "Wenn die jetzt auch vom Radio und vom G-7-Gipfel um Unterstützung gebeten werden, frage ich mich schon, warum der Stadtrat meint, dass wir unbedingt auch noch einen Baumarkt in der Stadt bräuchten."

© SZ vom 10.06.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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