Mitten in Dorfen:Das malträtierte Wailtl-Tor

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Lastwagen donnern regelmäßig gegen den Bogen des Wailtl-Tors (Foto: Peter Bauersachs)

Manchmal ist die Farbe noch nicht trocken, da donnert schon der nächste Lkw dagegen.

Von Thomas Daller

Mitte des 14. Jahrhunderts sollen die Dorfener Stadttore erbaut worden sein. Sie waren mit Zugbrücken gesichert, die den Herzoggraben überspannten. Zusätzlichen Schutz boten mächtige Eichentüren. Von diesen ehemals vier mittelalterlichen Toren, die die Dorfener Innenstadt umgaben, stehen noch drei, nachdem das Haager Tor im Süden 1890 abgebrochen worden ist. Am Abbruch des Wailtl-Tores im Westen wird seither beständig gearbeitet. Denn es ist mit drei Metern Höhe zu klein für viele Lastwagen, die oftmals 3,10 Meter hoch sind und deren Fahrer der Ansicht sind, dass passt schon noch. Passt natürlich nicht und dann reißen sie ein Eck des Torbogens heraus. Erst vor ein paar Tagen hat sich ein slowakischer Lkw-Fahrer wieder sauber verschätzt und ist mit der Stirnwand seines vier Meter hohen Aufliegers gegen das historische Gemäuer gedonnert. Meist sind es auswärtige Fahrer, die Trucker aus der Region sind mit der Problematik besser vertraut, sagt Jürgen Zellner. Die Sperr und Zellner Immobilien GmbH hat das Wailtl-Gebäude samt Tor vor knapp neun Jahren gekauft und dort die Gastwirtschaft wieder in Schwung gebracht. Aber damit haben sie auch eine Sisyphus-Arbeit übernommen; wobei sie keinen Stein rollen, wohl aber Ziegel wieder einmörteln müssen. Durchschnittlich jeden Monat einmal bekommt das Tor eine kleinere Schramme und so etwa alle halbe Jahre kommt es zu einem größeren Schaden. 3000 bis 4000 Euro kostet es jedesmal, das Tor wieder herrichten zu lassen. Man muss die Straße sperren, das Tor eingerüsten und zwei, drei Tage Arbeit reinstecken.

Es ist immer das Gleiche: Die Fahrer übersehen die zahlreichen Hinweisschilder, die auf die maximale Durchfahrtshöhe von drei Metern hinweisen. Schließlich kommen sie an das Tor, bremsen, und überlegen erst dann, wie es nun weitergeht. "Da fährt ja keiner mit Karacho durch", weiß Jürgen Zellner. Aber dann bildet sich hinter den Lastwagen bereits eine Schlange, die ersten hupen schon und dann probieren es die Lastwagenfahrer halt doch, ob sie nicht durchpassen mit ihrem Gefährt. Häufig endet der Versuch dann als Schadensfall, über den Zellner Buch führt. Mittlerweile hat er einen ganzen Leitz-Ordner voll.

Nun steht in Kürze wieder eine Sanierung des Torbogens an. Sie soll in den Weihnachtsferien erfolgen, weil dann keine Schulbusse durchfahren müssen, erklärt Zellner. Denn schließlich benötige man einen verkehrsrechtlichen Antrag, wenn man das Tor sperren wolle. Dann wird wieder ein paar Tage gemauert, verputzt und gestrichen - im Bewusstsein, dass die Arbeit schnell wieder für die Katz ist. Zellner: "Manchmal ist der nächste schon wieder dagegen gefahren, da war die Farbe noch nicht ganz trocken."

© SZ vom 12.12.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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