Mitten in Dorfen:Bei Zecken hört die Liebe auf

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Gegen das Insektensterben werden viele Beiträge geleistet, aber das gilt nicht für Spinnentiere

Kolumne von Thomas Daller

Seit dem Volksbegehren gegen das Insektensterben hat sich in den Gärten in der Nachbarschaft einiges getan. Blühpflanzeninseln und heimische Gehölze wie Holunder gab es zwar auch vorher schon, aber jetzt geht es dem Englischen Rasen an den Kragen: Überall wo im Gras ein paar Blumen aufgegangen sind, werden die Flächen beim Rasenmähen ausgespart und dürfen nach der Blüte auch aussamen. Und nachdem viele Buchsbäume heuer dem Zünsler zum Opfer fallen, werden in den Gärten Neuanpflanzungen folgen, die vermutlich auch im Sinne der Insekten angelegt werden.

Auch der Bauhof der Stadt Dorfen legt sich seit Jahren ins Zeug, wenn es um die Artenvielfalt geht: So werden keine Herbizide verwendet, Totholz wird nach Möglichkeit belassen, geeignete Flächen werden zu Magerstandorten hergerichtet und mit entsprechenden Samen bestückt. Wie Flächen regelrecht aufblühen, wenn man sie nicht düngt, sondern "ausmagert", sieht man am Beispiel des Isenauenparks, den die Stadt Dorfen angelegt hat. Dabei handelt es sich um eine Fläche am östlichen Stadtrand, die eigentlich als Hochwasserrückhaltefläche konzipiert worden ist. Seit etwa zehn Jahren mäht der Bauhof dort zweimal im Jahr, wenn der Zeitpunkt am günstigsten ist, dass die Wildblumen bereits ihre Saat ausgebildet haben. Das Heu wird nach dem Trocknen geerntet, damit es nicht kompostiert und wieder Nährstoffe an den Boden zurückgibt. Jahr für Jahr stellt sich dort eine wachsende Artenvielfalt ein, die von Schmetterlingsarten, Hummeln und Wildbienen genutzt wird.

Unmittelbar nebenan, nur durch den Isenflutkanal getrennt, befindet sich der größte Spielplatz der Stadt, der ebenfalls vom Bauhof gemäht wird. Vor kurzem war es wieder soweit. Doch dieses Mal wurden nur die reinen Spielflächen des Bolzplatzes, der Bereich um den Basketballkorb, um die Tischtennisplatte und die Wegeverbindungen gemäht. Ansonsten ließ man die kniehohe Wiese stehen. Handelt es sich dabei etwa um das nächste Bienenprojekt der Stadt, auf Spielplätzen nur die tatsächlich bespielten Flächen kurz zu halten und Inseln für Insekten zu schaffen? Ausnahmsweise nicht, heißt es laut Auskunft der Stadt. Die Mähmaschine des Bauhofs lief dort beim Mähen so unrund, dass sich der Fahrer entschieden habe, nur die wichtigsten Bereiche zu bearbeiten. Und dauerhaft stehenlassen wolle man das Gras dort nicht, weil es sonst Beschwerden der Eltern gebe, wenn die Kinder dort von Zecken befallen werden. Kann man nachvollziehen. Außerdem ging es beim Volksbegehren um Insekten und Zecken sind Spinnentiere. Da könnt ja jeder Gliederfüßer kommen.

© SZ vom 25.06.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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