Mitten in der Sonne:Es weihnachtet schon sehr

Lesezeit: 1 min

Angesichts der eher spätsommerlichen Temperaturen vergisst man schnell eines: in 38 Tagen ist Weihnachten. Und das hat Folgen

Kolumne von Gerhard Wilhelm

Was ist das nur für ein sonniger Herbst? Er will einfach nicht enden. Und selbst, wenn sich der Nebel am Morgen als ziemlich hartnäckig erweist, irgendwann schafft es die Sonne, die Welt aus dem Grau zu befreien und in viele leuchtende Herbstfarben zu tauchen. Abgesehen davon, dass es bisher auch noch recht warm wurde und man eher geneigt ist, mit einem T-Shirt denn einer dicken Jacke ins Freie zu gehen.

Angesichts des eher Spätsommers denn Frühwinters vergisst man allerdings gerne eines: In 38 Tagen ist Weihnachten. Doch bei dem Wetter derzeit schmecken noch nicht mal Lebkuchen und Spekulatius, es dürstet einen eher nach einem Bier im Biergarten oder einen Wein in der Sonne. Dazu vielleicht einen Wurstsalat oder Emmentaler und Breze.

Bereits jetzt ist deshalb absehbar, dass Weihnachten zum Desaster werden wird, weil unter vielen Christbäumen kein einziges Geschenk liegt. Und vielfach wird am 24. Dezember der erstaunte Ruf erschallen: "Ja, ist denn schon Weihnachten?" Und dann hilft auch keine Last-Minute-Bestellung bei gewissen Online-Unternehmen, die im vergangenen Jahr noch garantiert haben, dass Bestellungen am 23. Dezember noch pünktlich an Heilig Abend eintreffen, da die Postzustellung schon die Woche vorher zusammen gebrochen ist. Der 24. Dezember ist in diesem Jahr nämlich ein Montag.

Für Arbeitnehmer ist dies eine gute Nachricht - wenn man nicht irgendwie im Verkauf tätig ist, oder eben bei der Postzustellung, aus sonst einem Grund am 24. Dezember oder an Feiertagen arbeiten muss: fünf freie Tage ohne einen einzigen Urlaubstag! Für alle anderen wird der Samstag davor und der Montag zum Armageddon. Die, die frei haben hetzten von Geschäft zu Geschäft, um doch noch ein Geschenk für Partner, Kinder oder Freunde zu ergattern, die anderen stürmen die Lebensmittelgeschäfte, weil fünf Tage nur dann zu überleben sind, wenn alle Vorratslager aufgefüllt sind - könnte ja ein Krieg ausbrechen. Weiß man bei Trump und Putin ja nie so Recht. Und für noch was wird dieser verdammte schöne Herbst schuld sein: noch nie werden so viele Krawatten, Socken und Parfüme verschenkt werden, wie heuer.

Aber was ist die Alternative? Schmuddelwetter, den ganzen Tag grau in grau und Depressionen? Dann lieber sehenden Auges ins Weihnachtschaos.

© SZ vom 16.11.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: