Mitten in der S-Bahn:Von der Welle nach Erding

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Wohin will der Mann mit dem Surfbrett?

Von Mathias Weber

Trotz der ganzen Kritik, der die sozialen Medien derzeit ausgesetzt sind, haben sie doch auch einen schönen Nutzen: Sie zeigen uns Begebenheiten, die sonst vielleicht niemand mitbekommen hätte. Beispiel Berlin, wo man es sich offenbar gerne im öffentlichen Nahverkehr wie zu Hause fühlt. Da schwappt es Fotos von jungen Leuten in die Timeline, die ihre Couch mit in die U-Bahn nehmen, oder ihren Wäscheständer (mit nasser Wäsche) in die S-Bahn, oder mit einem Lama an der Leine auf den Zug warten.

Das Spannendste der täglichen S-Bahn-Fahrt im Großraum München ist hingegen, wenn man bei der Fahrkartenkontrolle das Ticket nicht auf Anhieb findet. Vielleicht hat das auch die MVG gemerkt, die in ihrem aktuellen Kino-Werbespot die vielleicht coolste Person den Nahverkehr nutzen lässt, den die Stadt zu bieten hat - den Eisbach-Surfer. Bekannt sind die jungen Leute am Münchner Eisbach im Englischen Garten ja dafür, dass sie sich den Bach hinuntertreiben lassen und dann mit der Tram wieder zurückfahren. Der Eisbach-Surfer aus dem Werbespot aber, halb nackt und mit dem Board in der Hand, zückt sein Handy und sucht den besten Weg nach - Erding. Einstieg Tivolistraße, dann am Isartor umsteigen in die S 2 nach Erding. 62 Minuten dauert das.

Fraglich bleibt allerdings, was der junge Mann in Erding macht. Wahrscheinlich wohnt er hier. Auch wenn die Therme mittlerweile ein Wellenbad hat, für die Surfwelle muss er weiter den Weg an den Englischen Garten auf sich nehmen. Und wir, die wir täglich mit der Bahn unterwegs sind, geben die Hoffnung nicht auf, mal etwas anderes zu sehen als alle paar Tage den Fahrkartenkontrolleur - vielleicht mal einen Surfer.

© SZ vom 16.12.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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