Mitten in der Region:Wahlkampf mit Kruzifix

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Es is a Kreiz mit denen von der AfD. Die Partei, die sich im Völkisch-Nationalen sauwohl streckt und rekelt, geht jetzt im Landtagswahlkampf auch noch gegen die Kirchen vor

Kolumne von Helmut Zeller

Es is a Kreiz mit denen von der AfD. Die Partei, die sich im Völkisch-Nationalen sauwohl streckt und rekelt, darin die eigentliche Heimat ausgemacht haben will, geht jetzt im bayerischen Landtagswahlkampf auch noch gegen die Kirchen vor, gegen Flüchtlinge, Migranten, vor allem diejenigen muslimischen Glaubensbekenntnisses sowieso. Aber die Kirchen! In ihrem Wahlkampfprogramm hat die AfD sie - nein, kein Spaß - als eine "besondere Lobbygruppe" ausgemacht, mit der die Bayerische Staatsregierung "unverzüglich" ihre Staatsverträge aufkündigen solle. "Diese staatliche Unterstützung ist dem deutschen und insbesondere bayerischen Steuerzahler nicht länger zumutbar." Warum den Bayern Steuerabgaben mehr schmerzen sollen, als, sagen wir den Hessen, darüber wird nichts gesagt. Vielleicht hält die AfD den Bayern für knickriger, weniger aufs Gemeinwohl schauend.

"Die Freiheit des religiösen und weltanschaulichen Bekenntnisses nach Artikel 4 GG ist unverletzlich", schreibt die AfD. Oha! Und deshalb klebt sie Plakate, auf denen neben der Abbildung eines Kruzifixes der Satz steht: "Christliche Werte bewahren! Der Islam gehört nicht zu Bayern". Auf interkulturellen Veranstaltungen kann man aber zum Beispiel durchaus sehen, dass Muslime zu Bayern gehören - wenn man als AfDler nur hinginge.

Nun hat sich die Pfarrei Sankt Peter in Dachau "gegen jede Instrumentalisierung christlicher Symbole und Werte zu Wahlkampfzwecken der AfD" verwahrt. "Das Christentum ist eine weltumspannende Religion, die Menschen aller Völker, Kulturen und Religionen gleichermaßen achtet. Die Würde eines jeden Menschen ist ein Fundament des Christentums ("Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst, Mk 12,30-31)", heißt es im Newsletter der Pfarrei. Da haben die Nationalbesoffenen im Heimatrausch etwas grundsätzlich missverstanden: dass die "besondere Lobbygruppe" doch keinen geringen Anteil an der Entwicklung der christlich-abendländischen Kultur hat. Schon Kardinal Marx hat gesagt, dass Christ sein und Nationalist sein nicht zusammengeht.

Apropos religiöse Freiheit: Die AfD fordert ein Beschneidungs- und Schächtverbot und plant weitere massive rechtliche Angriffe auf die Kirchen, etwa soll das Kirchenasyl unterbunden und Kirchenasyl gewährende Verantwortliche "konsequent strafrechtlich" verfolgt werden. Dass die gelebte Nächstenliebe ihres Pfarrers vor Gericht kommt, will wohl kein Gläubiger.

© SZ vom 27.09.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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