Mitten in der Region:Vom Eise nicht befreit

Es wird Zeit, dass der Frühling kommt. Wer dann noch an einer vermeintlich zugefrorenen Autotür scheitert, ist selber schuld

Von Claudia Koestler

Es gibt ja so Einiges, was man nach längerer Parkzeit an den Fahrzeugen vorfindet. Das eine oder andere Knöllchen etwa, wenn man wieder einmal zu kreativ war in der Unterbringung seiner Karosse. Oder jene Visitenkarten von "Herrn Paul" oder "Herrn Martin", die jedes Auto kaufen wollen. Jüngst klemmte gar ein Kugelschreiber der Polizei hinter der Windschutzscheibe, eine Geste, die es noch zu enträtseln gilt.

Wahrscheinlich aber gibt es kaum etwas Mitleiderregenderes, als wenn ein Mitmensch nach Ladenschluss in Dunkelheit und Schneetreiben auf dem Parkplatz steht und verzweifelt an der Türe seines Autos rüttelt. "Zugefroren", rief ein solcher Mann jüngst einem potenziellen Retter zu, der zu gleicher Zeit eilig über den Parkplatz seinem eigenen Gefährt zustrebte. Der ließ sich ganz offensichtlich an seiner Ehre packen, rieb sich entschlossen die Hände und machte sich an die Türe des Hilfesuchenden ran. Doch die widerstand weiterhin allen Öffnungsbemühungen. "Ich hab' schon alles versucht", jammerte dazu der Fahrzeugtürbesitzer fatalistisch.

Der Retter mobilisierte kurzerhand das ganze Arsenal seines Kofferraums: Enteiser, Werkzeuge, die Adern schwollen beim Ziehen an der Tür. Vergebens. Bis es aus der Jackentasche des Autobesitzers kurz piepte und die Tür mit einem Blinksignal von selbst aufsprang: "Ach herrje", erschrak der Autotürbesitzer, während sein Kavalier noch keuchte. "Ich hatte ja noch gar nicht aufgeschlossen!"

© SZ vom 17.03.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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