Mitten in der Region:Uns kann keiner das Wasser reichen

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Hierzulande sind Gastronome mitunter recht sparsam

Kolumne von Sabine Wejsada

Wie kostbar Wasser ist, das weiß ein jeder. Schon die ganz Kleinen lernen im besten Fall sehr schnell, dass sie es etwa beim Zähneputzen nicht aus dem voll aufgedrehten Hahn laufen lassen sollen, weil es sonst ohne irgendeinen Nutzen im Ausguss verschwindet. Wer einen Garten hat, tut gut daran, die Regentropfen in einer Tonne zu sammeln, um damit an niederschlagsfreien Tagen die Beete zu gießen. Das ist gut fürs Gemüse und andere Gewächse. Und ganz nebenbei umweltschonend und ein Beitrag zum Klimaschutz, weil der Mensch das existenzielle Lebenselixier nicht verschwendet.

Dass der Sparzwang so manches Mal seltsame Blüten treiben kann, lässt sich allerdings regelmäßig beim Besuch in Cafés und Restaurants feststellen - zumindest hierzulande. Das Glas Leitungswasser zum schnellen Espresso muss meist extra bestellt werden. Dass es die Bedienung oder die Bäckereifachverkäuferin dann auch herausrückt, ist so sicher nicht. Zu wertvoll scheint vielen das zu sein, was da aus der Leitung strömt, und wird mit der eher missmutig dargebrachten Aufforderung begleitet, man möge sich doch bitt'schön ein Mineralwasser bestellen oder aus der Kühlung nehmen und bezahlen. Das kann den Gästen ziemlich schnell die Laune verhageln.

Kein Wunder also, dass sich so mancher ganz schnell wieder wegwünscht: zum Beispiel ins Kaffeehaus nach Wien, wo der Herr Oberkellner das Glaserl ungefragt und unaufgeregt an den Tisch bringt, und in die kleine Bar nach Siena, wo die nette Barista neben den Caffè gleich eine große Karaffe mit gekühltem Wasser auf den Tresen stellt. Oder sonst irgendwohin in Europa, wo die Menschen nicht so geizig sind wie in unseren Breiten, wenn es um die kleinen Durstlöscher aus der Leitung geht.

© SZ vom 04.10.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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