Mitten in der Region:Traum einer Sommernacht

Mücken stören, Glühwürmchen nicht. Wer ganz großes Glück hat, kann die kleinen Tierchen an einem ganz besonderen Ort beobachten: im eigenen Schlafzimmer

Kolumne von Nicole Graner

Tsssss! Gerade hat man sich ins Bett gekuschelt, und da ist es wieder: Dieses hohe Tsssss! Es kann nur einen Sound geben, der so nervtötend ist und der einen - gerade noch steinmüde - schnell wieder aktiv werden lässt: Mückensirren. Die Jagd beginnt! Man klatscht in die Hände, in der Hoffnung, der Blutsauger möge sich dazwischen befinden, man nutzt Patschen und seit neuem auch elektrisch geladene Miniatur-Tennisschläger. Und man wirft Kissen. Kein guter Einstieg ins Traumland!

Aber es geht auch ganz anders. Viel poetischer. Es ist Juni und die Zeit der Glühwürmchen. An Waldrändern, auf Wiesen und in Gebüschen produzieren die Tiere im Dunklen der Nacht Lichtbringer-Stoffe. Sie suchen mit ihrem hellgrünen Glanz nach der Liebe ihres Lebens, wollen Lotse sein für die Eine, den Wahren. Wie romantisch! Und dann passiert es in einer lauen Frühsommernacht. Acht, neun Glühwürmchen haben sich in ein Schlafzimmer verirrt. Das Paar staunt, als es das Licht ausmacht. Welch ein Funkeln im Dunkeln! Da malen die kleinen Tierchen magische Zeichen in die Luft, inszenieren einen privaten Sommernachtstraum. Man kuschelt sich aneinander, verfolgt die Leuchtspuren und reist mit in das verwunschene Elfen-Land von Oberon und Puck, gleitet hinüber in den Schlaf.

So romantisch ist man schon lange nicht mehr eingeschlafen. Dank der Biolumineszenz, verzaubert von Lichtchoreografien und in der Hoffnung, dass die kleinen Leuchtkäfer doch diese eine Liebe finden mögen. So wie man sie selbst gefunden hat.

© SZ vom 21.06.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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